MBSR steigert die Resilenz nachhaltig

Michael Breker • 3. Juni 2020

Achtsamkeit heißt das neue Zauberwort gegen Stress. Die Aufmerksamkeit wird durch MBSR geschult und dadurch die Wahrnehmung für den Augenblick geschärft. Das Ergebnis ist eine nachhaltig gesteigerte Resilienz, bessere Lebensqualität und ein gesünderes Leben.

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Unser heutiger beruflicher und privater Alltag wird zunehmend von Hektik, Stress und Termindruck bestimmt. Zwar sind sich viele Menschen bewusst, dass ihnen ein wenig Entschleunigung gut täte. Doch erst, wenn innere Unruhe und emotionale Anspannung Überhand nehmen, werden Auswege gesucht. Eine sehr gute Möglichkeit, mit täglichen Stressfaktoren umzugehen und neue Gelassenheit zu erlernen bietet MBSR (engl.: Mindfulness-based stress reduction). Dieser Artikel zeigt dir auf, welche Vorteile dir diese Selbsthilfemethode zur Stressbewältigung im Kampf gegen tägliche Belastungen bieten kann.


Was genau ist MBSR?

MBSR ist ein hocheffizientes Programm und bedient sich mit Methoden der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion. Das Programm wurde Ende der Siebzigerjahre von Dr. Jon Kabat-Zinn an der University of Massachusetts Medical School in Worcester entwickelt. Der Molekularbiologe nutzte dafür Erkenntnisse aus dem Buddhismus, dem Hatha-Yoga und der Zen-Meditation und entwickelte unter Berücksichtigung moderner medizinischer Aspekte ein achtwöchiges Kursprogramm mit aufeinander abgestimmten Aufmerksamkeitsübungen. 


Es ist der Verdienst von Jon Kabat-Zinn, daß Meditation und Achtsamkeit im 21.Jahrhundert in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind und das MBSR-Programm weltweit an vielen Gesundheitseinrichtungen, Bildungseinrichtungen, Universitäten, Organisationen und Unternehmen (präventiv und begleitend) angewendet wird.

Anders als beim Autogenen Training handelt es sich aber keinesfalls um Methoden der Autosuggestion – vielmehr lernen Teilnehmer eines MBSR-Kurses den achtsamen Umgang mit vorhandenen Gefühlen, Gedanken und körperlichen Empfindungen, um resistenter gegen Stress, Kummer und Sorgen zu werden und letztlich den eigenen Körper besser und bewusster wahrzunehmen.


Wie wirkt MBSR?

Da Kabat-Zinn in seine Studien und Entwicklungen viele wissenschaftliche Ansätze aus Psychologie und Stressforschung einfließen ließ, ist MBSR auch in der westlichen Medizin mittlerweile sehr angesehen und bietet u.a. Linderung bei negativen Stresssymptomen wie:

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Magenproblemen
  • Kopfschmerzen
  • Sodbrennen
  • Erkältungsanfälligkeit
  • Gereiztheit
  • andauernder Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Unkonzentriertheit
  • Nervosität
  • depressiven Verstimmungen


Die gesundheitsfördernde und stressreduzierende Wirkung von MBSR ist in unzähligen internationalen Studien belegt. So kommen Forscher der Universität Gießen, des Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School in Boston u.a. zu dem Schluss, dass durch Achtsamkeitsmeditation die Hirnstruktur positiv verändert wird. Per Kernspintomographie stellten die Mediziner fest, dass sich die Gehirne von MBSR-Teilnehmern im Hinblick auf Lern- und Gedächtnisprozesse sowie Selbstwahrnehmung und Stressresistenz positiv gewandelt hatten. „Es ist faszinierend, wie veränderbar unser Gehirn und unser Empfinden sind. Wir selbst haben es in der Hand, eine aktive Rolle einzunehmen, unser eigenes Wohlbefinden zu erhöhen“, kommentiert Dr. Britta Hölzel, Wissenschaftlerin an der Universität Gießen, die Studienergebnisse.


Wem hilft MBSR?

MBSR gilt als äußerst nützliches Mittel zur Reduzierung des persönlichen Stresslevels. Die „Mindfulness-based stress reduction“ kann aber noch mehr – auch das Beschwerdebild bei chronischen Rückenschmerzen, Panikattacken oder Depressionen kann durch den achtwöchigen Kurs deutlich gelindert werden. MBSR mildert zudem Symptome ab, die mit Burn-out-Syndrom oder Fibromyalgie einhergehen, und bringt ebenso zu hohen Blutdruck wieder ins Lot – all das ist wissenschaftlich belegt! „Sowohl die klinische Forschung als auch die Grundlagenforschung legen nahe, dass eine verstärkt präsente Lebensweise verbunden ist mit einer Verringerung des emotionalen Stresses, häufigeren positiven Gemütszuständen und einer verbesserten Lebensqualität“, fasst Jeffrey Michael Greeson von der Duke University in North Carolina die positiven Eigenschaften von achtsamkeitsbasierter Stressreduktion zusammen.


Besonders beeindruckend ist, dass MBSR teilweise sogar effektiver wirkt als konventionelle Behandlungsmethoden. In einer Studie des Group Health Research Institute in Seattle wurden 342 Patienten zwischen 20 und 70 Jahren auf unterschiedliche Art und Weise an ihrem Rückenleiden therapiert. Bei der Gruppe, die medikamentös und physikalisch behandelt wurde, fühlten sich am Ende nur 44 Prozent der Testpersonen weniger durch ihre Schmerzen beeinträchtigt. Die Behandlung mittels MBSR brachte hingegen bei 61 Prozent der Studienteilnehmer durchschlagende Erfolge. Mehr noch – die positiven Effekte hielten ein Jahr nach der Therapie am stärksten bei den MBSR-Probanden an.


Die Wissenschaft hat mehrfach belegt, das MBSR die Resilenz nachhaltig steigert. Aufgrund der positiven und gesundheitsfördernden Wirkung der „Mindfulness-based stress reduction“ werden Kabat-Zinns Methoden heute nicht nur in pädagogischen und sozialen Einrichtungen angewandt, sondern haben sich auch in vielen Unternehmen als effektive Möglichkeit der Stress- und Schmerzbewältigung etabliert.


Achtung, Verwechslungsgefahr: Der Unterschied zwischen MBSR und MBCT

Während MBSR eingesetzt wird, um Stress zu reduzieren und chronische Schmerzen zu behandeln, setzt MBCT (engl.: Mindfulness-based cognitive therapy) primär auf die Rückfallprävention bei Depressions-Patienten. Die von den Psychotherapieforschern und Verhaltenstherapeuten Zindel Segal, Mark Williams und John Teasdale entwickelte Methode greift zwar auf einige Methoden der MBSR zurück, richtet sich aber an Patienten, die bereits eine akute depressive Phase durchlebt haben. Kernelemente der MBSR werden hierbei um Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie ergänzt, die depressionsfördernde Gedanken und Gefühle rechtzeitig lokalisieren sollen, um ihnen anschließend entgegenwirken zu können. Auch hierbei belegen Studien eine hohe Wirksamkeit – MBCT kann das Rückfallrisiko bei Depressionen um bis zu 50 Prozent vermindern. „Mindfulness-based cognitive therapy“ kommt somit ausschließlich in der Psychotherapie zum Einsatz, während „Mindfulness-based stress reduction“ eine allgemeine Anwendung bei unterschiedlichen körperlichen und psychischen Leiden bietet. Wie aber genau ist so ein achtwöchiger MBSR-Kurs aufgebaut?


MBSR-Übungen im Überblick

Um bestmögliche gesundheitliche Ergebnisse zu erzielen, vereint MBSR-Erfinder Kabat-Zinn in seinem achtwöchigen Programm jahrtausendealte Lehren aus Buddhismus und Hinduismus mit modernen therapeutischen Ansätzen. Um Stresssymptome zu lindern, setzt die „Mindfulness-based stress reduction“ auf folgende therapeutische Komponenten:

  • Körperwahrnehmung
  • Yoga-Übungen
  • Sitz- und Gehmeditation
  • Achtsamkeitstraining


Obwohl es äußerst sinnvoll ist, einen achtwöchigen MBSR-Gruppenkurs zu besuchen, der von einer geschulten und zertifizierten Person durchgeführt wird (s.u.), lassen sich viele Übungen auch ganz einfach daheim oder auf der Arbeit durchführen. Im Folgenden möchten wir dir einige Möglichkeiten vorstellen, die bei Stress oder Spannungsschmerzen Linderung verschaffen können. Tägliches Üben kann dir dabei helfen, deine Achtsamkeit im Alltag signifikant zu erhöhen und deinen physischen und psychischen Gesundheitszustand positiv zu beeinflussen. Bevor du startest, sei dir aber bewusst, dass du während der Ausführung der gezeigten Übungen sämtliche Körperwahrnehmungen und Gedanken ganz gezielt zulassen solltest. MBSR gilt nicht der Verdrängung von negativen Gefühlen, sondern ist vielmehr die hohe Kunst, diese Gefühle und Empfindungen zuzulassen und damit umgehen zu lernen.


Der MBSR Body-Scan – die Reise ins „Ich“

Der Body-Scan ist eine sehr wirkungsvolle Übung, mit der du dich auf deine physischen Empfindungen konzentrieren kannst. Dabei wird schrittweise der komplette Körper „gescannt“ – achtsam wanderst du Schritt für Schritt von den Füßen bis zum Kopf und nimmst dabei wahr, wie sich die verschiedenen Körperbereiche anfühlen. Die Übung ist sehr entspannend und hilft dabei, sich selbst intensiver zu spüren.

Lege dich dazu auf den Rücken – am besten auf eine Yogamatte – und starte damit, mit geschlossenen Augen ruhig ein- und auszuatmen. Spüre, wie sich deine Bauchdecke ganz langsam und wie von selbst hebt und senkt. Es geht dabei nicht darum, die Atmung zu korrigieren oder zu steuern. Viel wichtiger ist es, anzunehmen, was gerade passiert und alles so zu akzeptieren, wie es gerade geschieht.


Nachdem du eine Weile deine Atmung beobachtet hast, starte mit dem Body-Scan. Dabei wird die geistige Aufmerksamkeit zunächst Richtung Füße gelenkt. Spüre, wie sich deine Füße anfühlen. Nimm ganz bewusst deine Fußstellung war, spüre deine Temperatur-Empfindungen und achte darauf, ob es andere Körperwahrnehmungen gibt – vielleicht ein Kribbeln oder Kitzeln. Diese Empfindungen sollten beim Body-Scan nicht bewertet werden. Es ist auch völlig normal, falls du einfach mal überhaupt nichts spüren solltest.

Nach dem Scan deiner Füße wanderst du anschließend durch den restlichen Körper – Beine, Oberkörper, Finger, Arme, Schulterbereich, Rücken und abschließend vom Hals über das Gesicht bis hin zur Schädeldecke. Der gesamte Body-Scan sollte mindestens 20 – 30 Minuten dauern und optimalerweise regelmäßig durchgeführt werden. Für Menschen, denen es schwerfällt, die Konzentration selbstständig zu bewahren, gibt es auf meiner Homepage unter https://www.achtsamkeits-zentrum.de/Download auch angeleitete Body-Scans und Meditationen zum kostenfreien Download. Beim Body-Scan als Teil des MBSR-Programms wurde Kabat-Zinn übrigens von der buddhistischen Vipassana-Meditation (Einsichtsmeditation) inspiriert.


Entspannung für zwischendurch – die MBSR 5-Minuten-Übung

Während du dir für den Body-Scan ein wenig Zeit und Ruhe nehmen solltest, kann die etwa fünfminütige Atem-Übung auch ganz einfach im Büro, in der S-Bahn oder im Wartezimmer durchgeführt werden. Diese Art von „Mini-Meditation“ hilft dir dabei, Konzentration und Aufmerksamkeit zu stärken, aufkommende negative Gefühle zu abzuwenden und Stresssymptome zu lindern. Sogar bei aufkommenden Panikattacken hat sich diese Atem-Übung als äußerst effektives Mittel bewährt. 


Wie genau funktioniert diese Übung?

Die Atem-Übung kann sitzend oder stehend durchgeführt werden. Im ersten Schritt gilt es, sich auf das „Hier und Jetzt“ zu konzentrieren. Dazu horchst du mit geschlossenen Augen in deinen Körper hinein und lenkst den Fokus auf deine aktuellen Gedanken und Gefühle. Wie bei allen MBSR-Übungen ist es wichtig nicht gegenzusteuern, auch wenn dein derzeitiges Körpergefühl eher negativ ist. Indem du dich auf deine Wahrnehmung konzentrierst, richtest du deinen Fokus ganz auf dich selbst.


Im zweiten Schritt richtest du deine Aufmerksamkeit ausschließlich auf deine Atmung. Spüre, wie die Luft in dich hineinströmt, sich deine Bauchdecke hebt und beim Ausatmen wieder senkt. Indem du dich ganz auf das Atmen konzentrierst, können negative Gefühle oder Körperempfindungen eliminiert werden. Falls deine Gedanken bei der Übung doch einmal abschweifen sollten, leite dich in Gedanken mit den Worten „Es atmet ein“ und „Es atmet aus“ an. Etwa eine Minute lang sollte das Zentrum deiner Konzentration einzig und allein beim Atmen liegen. Viele Menschen spüren bereits nach dieser kurzen Zeit eine angenehme 

Entlastung und Entspanntheit.


Im dritten und letzten Part der Atem-Übung weitest du deine Aufmerksamkeit wieder auf deinen kompletten Körper aus. Die Atmung tritt langsam wieder in den Hintergrund. Stattdessen beobachtest du, wie sich deine Körperwahrnehmung durch die ruhigen Minuten verändert hat. Öffne langsam wieder die Augen. Solltest du Müdigkeit verspüren, können ein paar Dehn- und Streckübungen dabei helfen, wieder konzentriert und wach zu werden. Diese Übung kann bei Bedarf mehrmals täglich durchgeführt werden und ist gerade in akuten Stress- oder Schmerzsituationen sehr hilfreich.


Ruhe für Körper und Geist – die MBSR Sitzmeditation

Eine einfache und effektive Methode, um dem Alltagsstress für einige Zeit zu entfliehen, gibt es bereits seit hunderten Jahren. Die aus Japan stammende Meditationstechnik des Zen-Buddhismus (Zazen) bringt Körper und Geist zur Ruhe und hat auch in der heutigen Zeit nichts von ihrer Faszination eingebüßt.


Die wörtliche Übersetzung für Zazen lautet „Meditation im Sitzen“. Für diese Entspannungstechnik brauchst du lediglich bequeme Kleidung, etwa 30 Minuten Ruhe und ein dickes Kissen.


Damit Zazen die gewünschte Wirkung entfaltet ist es sehr wichtig, die richtige Sitzposition auf deinem Kissen einzunehmen. Die Zen-Lehre unterscheidet hier zwischen der Burmesischen Position mit überkreuzten Beinen, der knienden Position, bei der die Hüften auf den Fußgelenken aufliegen und dem Lotussitz, bei dem deine Füße jeweils auf dem Oberschenkel das anderen Beines ruhen. Einige dieser Sitzpositionen können anfangs ein wenig unbequem sein, doch beim Zazen gilt die Devise „Übung macht den Meister“.


Nach dem Einnehmen der Sitzhaltung legst du deine Hände im Schoß zusammen, sodass sich die Daumen leicht berühren. Der restliche Körper sollte aufrecht positioniert sein, damit ein harmonisches Verhältnis zwischen Spannung und Entspannung gewährleistet ist. In dieser Haltung kannst du dann ungefähr 20 Minuten verbleiben und dabei den Frieden und die Stille wahrnehmen, die das ruhige Sitzen in dir erzeugt. Zazen ist eine Erfahrung mit allen Sinnen – die beruhigende und spirituelle Wirkung kann dabei mit Meditationsmusik oder einer monotonen Geräuschkulisse (Klangschale o.ä.) unterstützt werden. Im Idealfall kommt durch eine längere Sitzmeditation der Strom negativer Gedanken zum Erliegen oder wird sogar komplett unterbrochen.


Für Anfänger kann die ungewöhnliche Sitzhaltung und das Verharren in Stille zunächst unangenehm sein. Wie bei allen MBSR-Übungen sollten negative Empfindungen und Gedanken aber weder bewertet noch unterdrückt werden. Viel wichtiger ist es, diese bewusst zu realisieren und zuzulassen. Wer Zazen täglich und über einen längeren Zeitraum praktiziert, ist im Alltag deutlich gelassener und kann mit akuten Stresssituationen viel besser umgehen.


Die Zeiten, in denen Sitzmeditation als pseudoreligiöser „Esoterik-Kram“ belächelt wurde, sind heute längst vorbei. Verschiedene wissenschaftliche Studien belegen eindrucksvoll die Wirksamkeit der Achtsamkeitsmeditation. Hirnforscher fanden heraus, dass Zazen zu verbesserter Selbstwahrnehmung führt und das vegetative Nervensystem positiv beeinflusst, da durch regelmäßige Meditation eine Verdichtung der grauen Substanz im Hippocampus festzustellen ist. Der Hippocampus ist ein Teil des Gehirns und zeigt sich u.a. dafür verantwortlich, den Ausstoß von Stresshormonen zu minimieren. Die einfache Formel lautet also: Mehr Ruhe = mehr Gelassenheit!


Zazen 2.0 – Entspannung durch ruhende Yoga-Stellungen

Auch Yoga kann sich positiv auf das vegetative Nervensystem und das Gehirn auswirken. Zudem kräftigt das Training die Muskulatur und verbessert das Immunsystem. Bei der Entwicklung seines MBSR-Programms erkannte Kabat-Zinn, dass es dafür nicht zwingend notwendig ist, das komplette Programm des Hatha-Yoga zu erlernen. Der Molekularbiologe konzentrierte sich vielmehr auf sanfte und achtsame Übungen, die auch in einem Acht-Wochen-Programm schnell zu erlernen sind – den sogenannten Asanas!


Asanas sind überwiegend ruhende Körperhaltungen des Yoga

Ganz ähnlich wie bei anderen Komponenten des Achtsamkeitstrainings werden diese im Sinne von MBSR ausgeführt, um Körper und Geist zu harmonisieren und eine höhere Stressresistenz zu erlangen. Asanas werden wie Breathing Space, Sitzmeditation und Body-Scan ganz bewusst ausgeübt. Die Beobachtung der eigenen Empfindungen steht auch hier im Vordergrund. Die zusätzliche Komponente beim Ausführen von Asanas besteht aus erhöhter Körperwahrnehmung, wenn sich dieser in Bewegung befindet.


Viele Asanas, wie z.B. der Schulterstand (Sarvangasana), die Kobra (Bhujangasana) oder der Kopfstand (Shirshasana) lassen sich durch entsprechende Fachliteratur und Anleitungs-DVDs selbst erlernen. Da die falsche Ausführung von Asanas aber ein Gesundheitsrisiko darstellt und zu Zerrungen und anderen Verletzungen führen kann ist es meist sinnvoller, die Übungen unter Anleitung eines geschulten Yogalehrers zu erlernen. Entsprechende mehrwöchige Kurse bieten z.B. Volkshochschulen, Fitnesscenter oder spezielle Yogazentren an.


Der Weg ist das Ziel – Gehmeditation als Teil des MBSR-Programms

Achtsame Bewegung und die fokussierte Wahrnehmung des eigenen Körpers lässt sich aber nicht nur durch Yoga erlernen – selbst einfache und alltägliche Abläufe können helfen, das eigene Bewusstsein zu schulen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Gehmeditation (Kinhin), welche wie das Zazen seinen Ursprung im Zen-Buddhismus hat. Diese MBSR-Anwendung bietet dir die Möglichkeit, bei einem Spaziergang Schritte und Atmung in Einklang zu bringen und dich so ganz bewusst zu entspannen. Lenke deine Achtsamkeit dabei primär auf deine Füße und registriere, wie sie bei jedem Schritt den Boden berühren, sich abrollen, nach vorne bewegen und dann wieder den Boden berühren. Wenn du beim Kinhin das Gehtempo variierst und schnelle Schritte mit langsamen Bewegungen im Zeitlupentempo abwechselst, wird dein Bewusstsein für den Bewegungsablauf beim Gehen noch mehr geschärft.

Um die Atmung zu unterstützen, werden die Hände beim Kinhin übrigens in Höhe des Zwerchfells auf dem Brustkorb abgelegt. Die linke Faust ruht dabei vor dem Oberkörper und ist umschlossen von der rechten Hand. Die Unterarme befinden sich im Idealfall auf einer Linie von Ellbogen zu Ellbogen parallel zum Boden. Diese MBSR-Übung lässt sich sehr leicht erlernen und kann zudem fast überall angewendet werden – sei es in der Mittagspause, beim Sonntagsspaziergang oder als beruhigendes Element beim Nordic Walking. Nach einer längeren Sitzmeditation hilft Kinhin außerdem dabei, die Gliedmaßen wieder zu lockern und Schläfrigkeit zu beseitigen. Daheim solltest du Kinhin unbedingt barfuß ausprobieren, da sich so die Empfindung für die Bewegung verstärkt.


Mit Schoki und Staubsauger achtsamer im Alltag

Nun kennst du schon eine ganze Menge Methoden, die dir dabei helfen, in stressigen Situationen mehr Achtsamkeit und Gelassenheit zu erzielen. Beim MBSR kommt es allerdings auch darauf an, die neu gewonnene Entspannung im beruflichen und privaten Alltag möglichst aufrechtzuerhalten. Um dies zu erreichen, solltest du dir klarmachen, dass sich viele tägliche Aufgaben ganz bewusst erledigen lassen – Autofahren, Sport, selbst Hausarbeit und andere unliebsame Tätigkeiten können fokussiert und bedachtsam ausgeführt werden.

Gerade bei der Nahrungsaufnahme haben wir in der schnelllebigen Zeit verlernt, bewusst zu genießen und unsere volle Aufmerksamkeit auf Geschmäcker, Konsistenzen, Farben und Gerüche von verschiedenen Nahrungsmitteln zu lenken. Stattdessen essen wir hastig und nebenbei, der Genussfaktor rückt in den Hintergrund. Um dem entgegenzuwirken, probiere doch einfach mal das sogenannte „Mindful eating“ mit einem Stück Schokolade aus: Packe ein kleines Teilchen der zartschmelzenden Süßigkeit ganz bewusst aus. Höre, wie das Verpackungspapier knistert, erfreue dich an dem Geruch von Kakao, Zucker und Milch und lasse die Schokolade anschließend ganz, ganz langsam auf der Zunge zergehen.


Durch aufmerksames Genießen schulst du so deine Sinne und verwöhnst dich zudem mit einer kleinen Auszeit. Diese Übung lässt sich natürlich auch hervorragend mit einer guten Tasse Kaffee oder Tee oder einem Stück Obst durchführen und kann ein tägliches Ritual werden, um das eigene Leben für einen kurzen Moment zu entschleunigen. Probiere es einfach mal aus!


MSBR – Fragen und Antworten

Können die vorgestellten Übungen einen MBSR-Kurs ersetzen?

Alle genannten Übungen helfen dabei, den eigenen Alltag zu entstressen und ein wenig Ruhe in den Tagesablauf einfließen zu lassen. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach der MBSR-Methode von Dr. Jon Kabat-Zinn funktioniert aber am besten, wenn sie von erfahrenen Lehrern angeleitet wird. MBSR-Kurse finden zumeist in kleineren Gruppen von 4 – 12 Personen statt. Hier haben stress-, schmerz oder angstgeplagte Menschen die Möglichkeit, sich gegenseitig auszutauschen und die eigenen Erfahrungen zu reflektieren, was die Erfolgsaussichten der Therapie deutlich erhöht.


Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten für einen MBSR-Kurs?

Gesetzliche Krankenkassen sehen MBSR mittlerweile als erfolgreiches Mittel der gesundheitlichen Prävention bei Stress- und Schmerzsymptomen. Die meisten Kursangebote werden deshalb von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst.


Wo erhalte ich Lehr- und Übungsmaterialien über MBSR?

In meinen Kursangeboten wird mit Übungs-Audios und umfangreichem Lehrmaterial gearbeitet, welches du nach dem Lehrgang mit nach Hause nehmen kannst. Solltest du dich zunächst an das Thema MBSR herantasten wollen, ohne gleich einen Kurs zu besuchen, bietet meine Website ziemlich viel Einstiegsmaterial und angeleitete Achtsamkeitsübungen.

von Michael Breker 27. Oktober 2025
Es wird in der Nebennierenrinde gebildet und gehört zu unserem natürlichen Stress-, Energie- und Wachsystem. Cortisol ist nicht „der Feind“ – im Gegenteil: ohne Cortisol würden wir morgens kaum wach werden. Ein Hormon mit Rhythmus – der Cortisol-Tagesverlauf Unser Körper folgt einem zirkadianen Rhythmus. Idealerweise sieht der Cortisol-Spiegel so aus: morgens hoch → wacher Geist, Energie, Fokus
 tagsüber abfallend → natürliche Regulation und Aktivität
 abends sehr niedrig → Entspannung, Schlaf, Regeneration
 In Momenten echter Gefahr oder Belastung steigt Cortisol kurzfristig stark an. Das war evolutionär überlebenswichtig. Problematisch wird es nicht bei Stress an sich, sondern bei Dauerstress ohne Pause. Wenn der Cortisol-Spiegel zu lange zu hoch ist Dann bleibt unser Nervensystem im Alarmzustand. Typische Folgen sind: - innere Unruhe, Stimmungsschwankungen
 - Grübelschleifen und Rastlosigkeit
 - Schlafstörungen
 - höhere Schmerz- und Reizempfindlichkeit
 - Erschöpfung bis Burnout
 - ein geschwächtes Immunsystem
 - Chronische Anspannung bringt das gesamte System aus dem Gleichgewicht – körperlich, emotional und mental. Die gute Nachricht: Achtsamkeit wirkt regulierend Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis den Cortisolspiegel messbar senkt – oft bereits nach 6–8 Wochen. Warum? Weil Meditation, Atemachtsamkeit und Selbstmitgefühl: den Parasympathikus aktivieren (Ruhe- und Regenerationssystem)
 die Amygdala beruhigen (Stress-Detektor im Gehirn)
 den präfrontalen Kortex stärken (innere Steuerung, Klarheit)
 Dadurch wird weniger Cortisol ausgeschüttet – und der Körper findet zurück zu seinem natürlichen Rhythmus. Sechs Wege, wie du Cortisol im Alltag beruhigen kannst 1) Atempausen (2–5 Minuten): vier Sekunden ein, sechs Sekunden aus
 2) Bodyscan oder Körper fühlen: vom Denken ins Spüren wechseln
 3) Mitgefühl für dich selbst: freundliche, erlaubende innere Sprache
 4) Achtsame Bewegung: Yoga, Qi Gong, langsames Gehen
 5) Schlafhygiene: abends bewusst herunterfahren
 6) Kleine Rituale – große Wirkung. Konstanz ist wichtiger als Dauer. Schlussgedanke Cortisol erinnert uns daran, dass wir Lebewesen sind, keine Maschinen. Wir brauchen Rhythmen – Spannung und Entspannung, Tun und Sein, Aktivität und Stille.
Achtsamkeit hilft uns, diesen Rhythmus wieder zu spüren. Nicht, um Stress zu vermeiden, sondern um inmitten des Lebens in Balance zu bleiben. „Wir müssen lernen, die Pausen genauso zu ehren wie die Töne.“
von Michael Breker 17. September 2025
Sport gilt als Allheilmittel: Er stärkt den Körper, baut Stress ab und sorgt für gute Laune. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier – die Dosis macht das Gift. Für Menschen, die bereits einen stark erhöhten Cortisolspiegel haben, kann intensive körperliche Anstrengung sogar kontraproduktiv wirken. Cortisol – das Stresshormon im Dauereinsatz Cortisol ist unser wichtigstes Stresshormon. Es wird in den Nebennieren produziert und sorgt dafür, dass wir in Gefahrensituationen blitzschnell reagieren können: Herzschlag und Blutdruck steigen, Muskeln werden aktiviert, Energie wird mobilisiert. Das Problem: Viele Menschen leben heute dauerhaft im Stressmodus – Cortisol bleibt chronisch erhöht. Warum intensiver Sport dann nicht hilft Krafttraining, Ausdauersport oder hochintensives Intervalltraining fordern den Körper enorm. Was passiert dabei? Cortisol steigt zusätzlich an: Der Körper interpretiert die Anstrengung wie Stress. Regeneration fällt schwerer: Wer ohnehin kaum zur Ruhe kommt, raubt sich durch hartes Training die letzten Erholungsreserven. Muskeln leiden: Chronisch hohes Cortisol baut Eiweiße ab – trotz Training kann Muskelabbau stattfinden. Immunsystem wird geschwächt: Statt Widerstandskraft aufzubauen, erhöht sich die Anfälligkeit für Infekte. Schlaf leidet: Hohe Abendbelastung kann die Einschlaf- und Durchschlafqualität verschlechtern. Das Ergebnis: Statt sich fitter zu fühlen, geraten Betroffene in einen Kreislauf aus Überlastung, Müdigkeit und Gereiztheit. Welche Bewegung wirklich guttut Das bedeutet nicht, dass Menschen mit hohem Cortisolspiegel auf Sport verzichten sollten – ganz im Gegenteil. Entscheidend ist die Intensität. Förderlich sind Bewegungsarten, die sanft regulieren und den Parasympathikus, also unser Erholungssystem, aktivieren: Spazierengehen in der Natur Yoga oder Yin Yoga Qi Gong oder Tai Chi Ruhiges Schwimmen Lockeres Radfahren Achtsames Körpertraining ohne Leistungsdruck Hier steht nicht die maximale Anstrengung im Vordergrund, sondern das Gefühl von Leichtigkeit, Rhythmus und Entspannung. Fazit: Balance statt Leistungsdruck Sport kann ein wertvoller Schlüssel sein, um Stress zu verarbeiten – aber nur, wenn er den Körper nicht zusätzlich überfordert. Wer merkt, dass er ohnehin unter Daueranspannung steht, profitiert am meisten von achtsamer, sanfter Bewegung. Denn Bewegung darf nicht noch mehr Stress erzeugen – sie darf ein Ort der Erholung sein, an dem Körper, Geist und Seele wieder ins Gleichgewicht finden.
Wellen, Gedanen
von Michael Breker 7. September 2025
Entdecke den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Bewusstheit – und wie Achtsamkeit hilft, Gelassenheit und innere Freiheit zu finden.
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Was ist Doom Scrolling? Der Begriff setzt sich aus doom (Untergang, Katastrophe) und scrolling (durch Inhalte wischen) zusammen. Gemeint ist das zwanghafte Konsumieren von schlechten Nachrichten im Internet oder in sozialen Medien. Statt uns zu informieren, geraten wir in eine Art Strudel: Wir suchen unbewusst nach immer neuen Meldungen, die unsere Ängste füttern. Das Gehirn reagiert dabei wie auf eine Bedrohung – wir bleiben in Alarmbereitschaft, angetrieben von der Hoffnung, „die entscheidende Information“ zu finden, die uns Sicherheit gibt. Was passiert im Gehirn? Amygdala: bewertet die negativen Schlagzeilen als Gefahr und aktiviert Stressreaktionen. Dopamin-System: jede neue Nachricht gibt einen kleinen „Kick“ – ähnlich wie bei Glücksspiel oder Zucker. Präfrontaler Kortex: unser rationaler Teil, der eigentlich stoppen könnte, ist durch den Stress geschwächt. So entsteht ein Teufelskreis aus Anspannung, Angst und Suchtverhalten. Die Folgen von Doom Scrolling Steigende Unruhe und Ängste Schlafprobleme, weil wir noch im Bett scrollen Gefühl der Ohnmacht und Überforderung Weniger Fokus auf positive, nährende Erfahrungen Achtsamkeit als Ausweg Die gute Nachricht: Wir können lernen, uns bewusst aus diesem Strudel zu befreien. Achtsamkeit hilft uns, innezuhalten und die automatische Bewegung des Scrollens zu bemerken. Kleine Praxis-Impulse: Atem-Pause: Lege das Handy bewusst weg, schließe die Augen und folge drei Atemzügen. Spüre, wie dein Körper sich beruhigt. Bewusstes Limit: Setze dir feste Zeiten für Nachrichten – z. B. zweimal am Tag 10 Minuten. Positive Nahrung: Frage dich: „Welche Inhalte nähren mich wirklich?“ Suche gezielt nach Texten, Podcasts oder Videos, die dir Kraft geben. Körper spüren: Wenn du merkst, dass du dich in der Endlosschleife verlierst: Stell die Füße auf den Boden, spüre deine Hände, nimm dich im Raum wahr. Zusammenfassung: Doom Scrolling ist ein sehr menschliches Muster – unser Gehirn sucht nach Sicherheit in unsicheren Zeiten. Doch je mehr wir uns von negativen Schlagzeilen fesseln lassen, desto unruhiger und ängstlicher werden wir. Mit Achtsamkeit können wir lernen, aus dem Strudel auszusteigen und unseren Blick wieder für das Wesentliche zu öffnen: das Leben, das genau jetzt stattfindet.
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Entdecke, wie der Bestätigungsfehler unser Denken verzerrt – und wie Achtsamkeit hilft, Filterblasen zu durchbrechen und neue Perspektiven zu öffnen.
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Wir alle kennen diese Stimme in uns, die unablässig kommentiert, bewertet und kritisiert. Sie meldet sich, wenn wir Fehler machen, wenn wir nicht schnell genug, stark genug oder perfekt genug sind. Oft ist sie streng, manchmal gnadenlos – unser innerer Kritiker. Doch so unangenehm er uns erscheinen mag: Er will uns im Kern schützen. Der innere Kritiker ist eine alte Stimme, die entstanden ist, um uns zu motivieren, dazu zu gehören, nicht abgelehnt zu werden. Mit Achtsamkeit können wir lernen, ihn zu verstehen – und ihn in Mitgefühl zu verwandeln. Warum Selbstverurteilung uns schwächt Selbstverurteilung erzeugt Druck, Scham und innere Enge. Sie verstärkt die Angst, nicht gut genug zu sein, und treibt uns oft tiefer in Perfektionismus. Doch statt uns stärker zu machen, raubt sie uns Energie und Lebensfreude. Achtsamkeit lädt uns ein, die Stimme des Kritikers nicht länger zu bekämpfen oder zu verdrängen, sondern sie bewusst wahrzunehmen. Die innere Haltung des Umarmens „Den inneren Kritiker umarmen“ bedeutet nicht, ihm Recht zu geben. Es bedeutet, ihn anzusehen wie einen ängstlichen Anteil in uns, der Nähe und Verständnis braucht. Wir nehmen seine Botschaften wahr, aber lassen uns nicht mehr von ihnen beherrschen. Ein achtsamer Umgang entsteht in drei Schritten: 1. Wahrnehmen – Spüren, wann die kritische Stimme auftaucht, ohne sie sofort abzulehnen. 2. Verstehen – Erkennen, dass sie einst eine Schutzfunktion hatte und uns eigentlich helfen wollte. 3. Verwandeln – Ihr mit Mitgefühl begegnen und den Blick bewusst auf die freundliche innere Begleitung richten. Wege in die Selbstfreundschaft Atemübung: Einen Moment innehalten, die Hand sanft auf das Herz legen und ein paar tiefe Atemzüge nehmen. Mitfühlender Satz: Sich innerlich sagen: „Es ist okay, unvollkommen zu sein. Ich darf Mensch sein.“ Perspektivenwechsel: Den Kritiker wie ein Kind betrachten, das Angst hat – und ihm mit Güte antworten. Fazit Der innere Kritiker wird uns vielleicht nie ganz verlassen. Aber wir können lernen, mit ihm befreundet zu sein, ihn weniger ernst zu nehmen und ihn in eine weise, wohlwollende Begleitung zu verwandeln. So entsteht Freiheit: Nicht durch Perfektion, sondern durch die Fähigkeit, uns selbst mit offenen Armen zu begegnen.
von Michael Breker 24. August 2025
Dieser Satz verweist auf eine Wahrheit, die wir im Alltag oft übersehen: Wir sind nicht nur eine Rolle, nicht nur ein Gefühl, nicht nur eine Stimme in uns. Wir sind ein Mosaik aus Erfahrungen, Sehnsüchten, Verletzlichkeiten, Stärken und Möglichkeiten. Die innere Vielfalt anerkennen In uns wohnen der Mutige und der Vorsichtige, die Traurigkeit und die Freude, das Kind und der Weise. Oft wollen wir uns auf eine Identität festlegen – „so bin ich eben“. Doch in Wirklichkeit sind wir weit größer als jede einzelne Zuschreibung. Achtsamkeit lädt uns ein, diese Vielheiten wahrzunehmen, ohne sie sofort zu bewerten. Heute vielleicht Zweifel, morgen Vertrauen. Heute Sehnsucht, morgen Gelassenheit. Alles darf da sein. Einheit in der Vielheit Spirituell gesehen sind wir wie ein Ozean, in dem viele Wellen gleichzeitig existieren. Jede Welle hat ihre Form, ihr Tempo, ihre Richtung – und doch ist sie Teil derselben Weite. „Du enthältst Vielheiten“ bedeutet, dass wir uns weder auf eine einzige Welle reduzieren noch gegen unsere Vielfalt ankämpfen müssen. Ein neuer Blick auf Selbstmitgefühl Wenn wir uns daran erinnern, dass wir Vielheiten enthalten, dann fällt es leichter, mit uns selbst freundlich umzugehen. Statt uns zu verurteilen – „Warum bin ich heute so schwach?“ – können wir anerkennen: Ein Teil in mir ist schwach, aber ein anderer Teil ist stark. Beides lebt in mir, beides darf sein. Einladung zur Praxis Setze dich heute einmal still hin, atme ein paar Mal tief durch und frage dich: Welche Stimmen, Gefühle oder Rollen sind gerade in mir lebendig? Welche davon habe ich lange übersehen oder weggeschoben? Kann ich alle diese Vielheiten willkommen heißen – so, wie ein Gastgeber Gäste willkommen heißt? Vielleicht spürst du dann, dass in dir ein Reichtum wohnt, größer als jede einzelne Facette. Fazit „Du enthältst Vielheiten“ ist nicht nur ein Satz, sondern eine Erinnerung: Du bist nicht festgelegt. Du bist Wandel, Fülle und lebendige Vielfalt. Wenn wir uns dieser Vielheiten bewusst werden, lernen wir, uns selbst mit mehr Mitgefühl zu begegnen – und auch anderen Menschen in ihrer Vielfalt Raum zu geben.
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