Wie Unterscheiden sich Mitleid und Selbstmitgefühl?

Michael Breker • 3. Juni 2020

Geteil­tes Leid ist halbes Leid, sagt der Volks­mund. Aber stimmt das eigent­lich? Ich ver­ra­te dir, wie du dich selbst und andere in einer Kri­sen­si­tua­tion wirk­lich unter­stüt­zen kannst. 

Selfcompation, Selbstmitgefühl

Für viele der Per­fek­tio­nis­ten unter uns, die sich anspruch­svollste Stan­dards setzen, gilt etwas, das zunächst para­dox erscheint: Derart hohe Erwar­tun­gen haben wir meist nur an uns selbst!

Auch die anspruchs­volls­ten Per­fek­tio­nis­ten unter uns sind meist deut­lich aus­ge­gli­che­ner, fairer und freund­li­cher, wenn wir Freunde oder Bekannte beur­tei­len, als uns selbst. Einer der Gründe liegt darin, dass wir glau­ben, Selbst­kri­tik sei ein wich­ti­ger Ansporn. Wir denken, dass ohne die harten Worte, die wir an uns selbst rich­ten, keine Ver­bes­se­rung mög­lich sei. Inter­es­sant ist jedoch, dass wis­sen­schaft­li­che Stu­dien das Gegen­teil bele­gen. Viel nütz­li­cher ist eine andere Stra­te­gie: Selbst­mit­ge­fühl.


Selbst­mit­ge­fühl üben

Wenn du das nächste Mal einen Fehler machst, einen Vor­satz nicht ein­hältst oder auf andere Weise den inne­ren Kritik-Sturm aus­löst, nutze diesen klei­nen men­ta­len Trick. Stell dir vor, du hät­test jeman­den vor dir, der dir nahe steht und dir von genau diesem Fehl­tritt berich­tet. Und reagiere bei dir selbst genauso ver­ständ­nis­voll und ein­fühl­sam.

Und weil zahl­rei­che wis­sen­schaft­li­che Stu­dien zeigen, dass Selbst­mit­ge­fühl hilf­reich und wich­tig ist, wirst du viel­leicht bald merken, wie sich kleine Ver­än­de­run­gen in dein Leben ein­schlei­chen.


Selbstmitgefühl entwickeln bedeutet mit dir selbst Liebevoller umzugehen

Durch Selbstmitgefühl kannst du dich mit deinen Schwächen versöhnen und dir selbst der beste Freund werden. 

Thich Nhat Hanh hat einmal gesagt: „Das größte aller Wunder ist es, lebendig zu sein. Achtsamkeit ermöglicht uns, dieses Wunder zu berühren.“


Widerfährt dir Leid, reagierst du meist mit Widerstand: du bist enttäuscht, schämst dich oder machst dir Vorwürfe. Wie wäre es, wenn du dich stattdessen trösten und ermutigen würdest, so wie du es vielleicht für einen geliebten Menschen tätest. Selbstmitgefühl ist eine mutige innere Haltung, die dir hilft, deinen Gefühlen und Bedürfnissen mit mehr Wohlwollen und Weisheit zu begegnen.


Unser unermüdliches Streben danach, in allen Bereichen überdurchschnittlich gut zu sein, schränkt uns eher ein, als dass es uns voranbringt. Denn wenn wir scheitern oder unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, kehrt sich Selbstbewusstsein rasch um in Selbstkritik. Und wir können uns anstrengen, wie wir wollen, es wird immer jemanden geben, der noch intelligenter, erfolgreicher oder attraktiver ist als wir selbst. Was wirklich stärkt, ist Selbstmitgefühl. 

Die Auswirkungen von Selbstmitgefühl sind überzeugend: Selbstmitgefühl schützt vor Burn-out und Depressionen, stärkt die Gesundheit und fördert unsere Beziehungen. Es lässt uns unsere Ziele und Träume optimistischer in die Tat umsetzen. Wir entdecken einen Ort der Wärme und emotionalen Geborgenheit, an dem wir unsere inneren Reserven auffüllen können. Dieser Blog-Beitrag beschäftigt sich einfühlsam mit den Chancen, die uns Selbstmitgefühl bietet. Dies birgt eine große Chance, Freundschaft mit dem wichtigsten Menschen in unserem Leben zu schließen: uns selbst.


Selbstmitgefühl entwickeln – Wie geht das und warum ist das so wichtig für uns.

Wenn du zum erstmal den Begriff Selbstmitgefühl hörst, bist sicher zunächst sehr überrascht und fragst dich, ob es dieses Wort tatsächlich gibt. Die meisten von uns kennen das Wort Selbstmitleid, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstliebe! Das Wort Selbstliebe wird oft im Zusammenhang mit Egoismus und Narzissmus gebracht. Selbstverliebtheit ist in unserer Gesellschaft eher negativ als positiv besetzt.


Die Wörter Mitgefühl und Mitleid sind da schon eher in unserem Sprachgebrauch verankert. Wiki­pe­dia sagt, Mit­leid sei die Anteil­nahme am Schmerz und Leid ande­rer. Die Idee: Wenn das Leid durch zwei geteilt wird, hat die betrof­fene Person weni­ger Last zu tragen. Dabei gibt es aller­dings ein Pro­blem, denn wenn du als Freund und Helfer plötz­lich eben­falls leidest, bist du im Mitleid und nicht mehr in der Lage, Unter­stüt­zung zu lie­fern. Um zu ver­ste­hen, was mit Selbst­mit­ge­fühl gemeint ist, stelle dir ein­fach vor, wie du mit einem guten Freund oder einer guten Bekann­ten umge­hen wür­dest. Stell dir vor, diese Person hat einen schwer­wie­gen­den Fehler bei der Arbeit gemacht und kommt nie­der­ge­schla­gen zu dir zu Besuch. Wie wür­dest du reagie­ren? Wür­dest du diese Person gna­den­los kri­ti­sie­ren und beschimp­fen?


Ver­mut­lich wür­dest du Ver­ständ­nis zeigen, du würdest versuchen, dich in seine Situa­tion hin­ein­zuver­set­zen und die Person daran erin­nern, dass Fehler mensch­lich sind. Rat­schläge wür­dest du wahr­schein­lich freund­schaft­lich und vor­sich­tig anbrin­gen oder vielleicht sogar ganz darauf verzichten. Denn intui­tiv wissen die meis­ten von uns, dass sich nur so Dinge ver­bes­sern lassen. Kritik und Strenge ver­grö­ßern nur die Angst vor Feh­lern in der Zukunft.

So wie viele andere Menschen sicher auch, bringst du deinen Mitmenschen viel Mitgefühl entgegen. Verzeihen können und mit Rücksicht und Nachsicht auf die Mitmenschen zuzugehen, fällt dir wahrscheinlich nicht schwer. 

Selbst­mit­ge­fühl bedeu­tet also, genau diesen ein­fühl­sa­men Umgang auch mit dir selbst zu pfle­gen. Gehe mit dir selbst genauso um, wie du deinen besten Freund behandeln würdest. Schenk dir Wärme, Mitgefühl, Respekt und sei nachsichtig mit dir.


Selbstmitgefühl bedeutet also: Freundlich zu sich selbst zu sein, nachsichtig, achtsam und in dem Bewusstsein zu leben, das alle Menschen gute und schlechte Erfahrungen machen. Jeder Mensch erlebt Schmerz im Laufe seines Lebens. Fehler machen ist menschlich. Wir müssen nicht perfekt sein! Sei dir dessen bewusst. Dieses Bewusstsein hilft dir auch dabei, weniger Scham zu empfinden. Denn du denkst sicher oft: „Ich bin sicher der einzige Mensch, dem es so geht …“. Diese Gedanken kommen ganz besonders an schlechten Tagen, bei Stress, wenn du traurig bist oder du Fehler machst und Enttäuschungen erlebst. Du kannst dir immer wieder sagen: „So wie ich bin, bin ich völlig in Ordnung und alles darf sein, denn es gehört zu mir.“


Selbstmitgefühl hilft dir dabei, dich nach einer Niederlage wieder auf die Beine zu stellen. Selbstbewusstsein hilft dir mutig zu sein, dich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.
Beide Qualitäten unterstützen dich optimal.


Gemischte Gefühle

Nehmen wir ein klas­si­sches Bei­spiel: Du sitzt in der U-Bahn und beob­ach­test, wie ein alter Herr das Abteil betritt. Er sieht sehr gebrech­lich aus, viel­leicht geht er am Stock. Er hat Mühe, den Weg zu einem freien Sitz hinter sich zu brin­gen und lässt sich nur in Zeit­lupe darauf nieder. Er schafft es gerade so, bevor sich die Bahn in Bewe­gung setzt, die ihn Sekun­den vorher aus der Balance geris­sen hätte. 


Viel­leicht gehen dir Gedan­ken durch den Kopf, wie  “Der arme Mann, so ganz alleine unter­wegs” oder  “Es muss schwer sein im Alter, hof­fent­lich geht es mir später besser”. Fakt ist, Mit­leid fühlt sich nicht gut an. Oft bemit­lei­den wir Per­so­nen, die uns unglück­lich oder hilf­los erschei­nen. Dann leiden wir zwar mit, sind aber gleich­zei­tig froh, dass es uns besser geht. Mit­leid ist also eher eine pas­sive Hal­tung mit bit­te­rem Bei­ge­schmack. Wir stel­len zwar eine emo­tio­nale Bin­dung zur betrof­fe­nen Person her, bedau­ern unser Gegen­über aber gleich­zei­tig.


Ist Mit­leid ego­is­tisch?

Nicht ganz, schließ­lich ver­su­chen wir, uns in die Situa­tion einer ande­ren Person hin­ein­zu­ver­set­zen. Im End­ef­fekt geht es aber mehr um uns selbst. Du siehst den erschöpf­ten alten Herren und pro­ji­zierst dieses Bild auf dich und dein Leben. Natür­lich schmerzt die Vor­stel­lung, irgend­wann selbst in seiner Lage zu sein. Und dieses Gefühl ver­ur­sacht Mit­leid, denn du stellst dir vor, wie schlecht es dir selbst in seiner Situa­tion gehen würde. 

Anders ist es, wenn wir Mit­ge­fühl für jeman­den haben. Auch wenn beide Emo­tio­nen sehr nah bei­ein­an­der liegen, gibt es einen ent­schei­den­den Unter­schied. Denn fühlst du mit jeman­dem mit, hast du noch genug emo­tio­na­len Abstand, um eine objek­tive Sicht­weise ein­zu­neh­men. Dies ist der Schlüs­sel, um für dein Gegenüber zum Fels in der Bran­dung zu werden.


Ein Akt der Zuwen­dung

Egal, ob Mit­leid oder Mit­ge­fühl, beides sind emo­tio­nale Reak­tio­nen, die teil­weise sogar auto­ma­tisch ablau­fen. Schuld daran ist die Fähig­keit unse­res Gehirns, Erre­gungs­mus­ter zu erlernen. Dabei feuern die neu­ro­na­len Netz­werke plötz­lich ähn­li­che Impulse ab, unab­hän­gig davon, ob du das Leid nur beob­ach­test oder gerade selbst die Erfah­rung machst. Den ent­schei­den­den Unter­schied macht unsere innere Haltung.


Mit jeman­dem zu fühlen bedeu­tet, dass du dich in die Lage der ande­ren Person ver­set­zt, ohne dich mit ihr zu iden­ti­fi­zie­ren. Diesen Abstand brau­chst du unbe­dingt, denn nur so kannst du für jeman­den, der in einer kniff­li­gen Lage steckt, zur echten Unter­stüt­zung werden. Wenn du mit­fühlst, ohne dir das Leid selbst anzu­eig­nen, bleibst du außer­dem offen für Lösun­gen und hast genug Kraft, um aktiv zuzu­hö­ren und dem Gegenüber eine starke Schul­ter zu bieten.

Mit­ge­fühl kann auf den ersten Blick etwas neu­tra­ler als das Mit­leid wirken, da du nicht so stark mit dem Lei­den­den ver­bun­den bist. Gleich­zei­tig kannst du in der Rolle des lie­be­vol­len Beob­ach­ters auch den nöti­gen Zuspruch schen­ken, um die Situa­tion zu ent­schär­fen. Der wich­tigste und erste Schritt für dich sollte sein, Akzep­tanz zu ent­wi­ckeln, ganz ohne den Gedan­ken was für ein Glück, es hat mich nicht getroffen.


Notwendige Akzep­tanz kannst du lernen

In dir steckt bestimmt ein Hel­fer­syn­drom, wie in anderen Menschen auch. Wenn jemand aus deinem Umfeld in einer miss­li­chen Lage ist, eilst du schnell zur Hilfe und willst die Person von ihrem Leid befreien. Was nobel klingt, kann aber auch ganz eigen­nüt­zig sein. Schließ­lich ist es schwer mit anzu­se­hen, wenn es einem lieben Men­schen schlecht geht. 

Natür­lich willst du nicht, dass jemand leidet. Schnell bist du mit Rat und Tat zur Seite, um Aus­wege und Lösungen zu finden. Wenn es in deinem Leben mal nicht wei­ter­geht, helfen dir weder Flos­keln wie  “Auch das geht vor­über” oder  “Nimm’s nicht so schwer”, noch über­mä­ßi­ger Taten­drang, das Pro­blem so schnell es geht zu eli­mi­nie­ren. Denn nur mit Akzep­tanz kannst du ein Pro­blem wirk­lich anneh­men, statt es zu ver­mei­den.

Mit­ge­fühl bedeu­tet weder Flucht nach vorn, noch das Trau­ern um die Ver­gan­gen­heit, als es dir noch gut ging. Mit­ge­fühl ist stille Anteil­nahme, ohne sofort zu handeln oder das Leid abwenden zu­wollen. Mach dir den Unter­schied immer wieder bewusst, wenn einem ande­ren Men­schen helfen möch­test. Glei­ches gilt auch, wenn du selbst vor einem Pro­blem stehst. 


Was wür­dest du einem guten Freund in seiner Krise raten?

Andere unter­stüt­zen zu können, ist eine wun­der­volle Fähig­keit und wich­tig für jede enge Bezie­hung. Doch auch Mit­ge­fühl dir selbst gegen­über ist essen­ti­ell, um dich durch schwie­rige Zeiten zu tragen. Trotz­dem wirkt der Begriff des Selbst­mit­ge­fühls auf manche noch etwas fremd. Ist das nicht noch so ein Trick, um das Ich noch weiter auf­zu­bla­sen? Ganz im Gegen­teil. Wenn wir lie­be­voll mit uns selbst umge­hen, lernen wir sowohl Akzep­tanz, Empa­thie und sogar das Ver­zei­hen. Wich­tige Fähig­kei­ten, um gute Bezie­hun­gen auf­zu­bauen.


Um Selbst­mit­ge­fühl zu üben, kannst du dich aus­trick­sen. So kannst du dich zum Bei­spiel fragen:  “Was würde ich in dieser Situa­tion einer guten Freun­din sagen?”, oder  “Wie würde jetzt mit meiner klei­nen Schwes­ter oder mit meinem klei­nen Bruder spre­chen”? Ver­mut­lich wür­dest du Ver­ständ­nis zeigen, dich in die Situa­tion hin­ein­ver­set­zen und die Person daran erin­nern, dass Fehler mensch­lich sind.


Mach dir bewusst, dass du genauso viel Wohl­wol­len und Nach­sicht ver­dient hast, wie deine Liebs­ten. Das Selbst­mit­ge­fühl zu trai­nie­ren, ist also eine gute Übung, um im Ernst­fall einem ande­ren Men­schen zur Seite zu stehen. Ohne Leid, aber dafür mit ganz viel Liebe. 


Mögest du die Kraft und den Mut entwickeln, Dinge zu ändern, die du ändern kannst. Mögest du die Gelassenheit entwickeln, mit Dingen zu leben, die du nicht ändern kannst. Mögest Du die Weisheit entwickeln, dass Eine vom Anderen zu unterscheiden.


von Michael Breker 27. Oktober 2025
Es wird in der Nebennierenrinde gebildet und gehört zu unserem natürlichen Stress-, Energie- und Wachsystem. Cortisol ist nicht „der Feind“ – im Gegenteil: ohne Cortisol würden wir morgens kaum wach werden. Ein Hormon mit Rhythmus – der Cortisol-Tagesverlauf Unser Körper folgt einem zirkadianen Rhythmus. Idealerweise sieht der Cortisol-Spiegel so aus: morgens hoch → wacher Geist, Energie, Fokus
 tagsüber abfallend → natürliche Regulation und Aktivität
 abends sehr niedrig → Entspannung, Schlaf, Regeneration
 In Momenten echter Gefahr oder Belastung steigt Cortisol kurzfristig stark an. Das war evolutionär überlebenswichtig. Problematisch wird es nicht bei Stress an sich, sondern bei Dauerstress ohne Pause. Wenn der Cortisol-Spiegel zu lange zu hoch ist Dann bleibt unser Nervensystem im Alarmzustand. Typische Folgen sind: - innere Unruhe, Stimmungsschwankungen
 - Grübelschleifen und Rastlosigkeit
 - Schlafstörungen
 - höhere Schmerz- und Reizempfindlichkeit
 - Erschöpfung bis Burnout
 - ein geschwächtes Immunsystem
 - Chronische Anspannung bringt das gesamte System aus dem Gleichgewicht – körperlich, emotional und mental. Die gute Nachricht: Achtsamkeit wirkt regulierend Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis den Cortisolspiegel messbar senkt – oft bereits nach 6–8 Wochen. Warum? Weil Meditation, Atemachtsamkeit und Selbstmitgefühl: den Parasympathikus aktivieren (Ruhe- und Regenerationssystem)
 die Amygdala beruhigen (Stress-Detektor im Gehirn)
 den präfrontalen Kortex stärken (innere Steuerung, Klarheit)
 Dadurch wird weniger Cortisol ausgeschüttet – und der Körper findet zurück zu seinem natürlichen Rhythmus. Sechs Wege, wie du Cortisol im Alltag beruhigen kannst 1) Atempausen (2–5 Minuten): vier Sekunden ein, sechs Sekunden aus
 2) Bodyscan oder Körper fühlen: vom Denken ins Spüren wechseln
 3) Mitgefühl für dich selbst: freundliche, erlaubende innere Sprache
 4) Achtsame Bewegung: Yoga, Qi Gong, langsames Gehen
 5) Schlafhygiene: abends bewusst herunterfahren
 6) Kleine Rituale – große Wirkung. Konstanz ist wichtiger als Dauer. Schlussgedanke Cortisol erinnert uns daran, dass wir Lebewesen sind, keine Maschinen. Wir brauchen Rhythmen – Spannung und Entspannung, Tun und Sein, Aktivität und Stille.
Achtsamkeit hilft uns, diesen Rhythmus wieder zu spüren. Nicht, um Stress zu vermeiden, sondern um inmitten des Lebens in Balance zu bleiben. „Wir müssen lernen, die Pausen genauso zu ehren wie die Töne.“
von Michael Breker 17. September 2025
Sport gilt als Allheilmittel: Er stärkt den Körper, baut Stress ab und sorgt für gute Laune. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier – die Dosis macht das Gift. Für Menschen, die bereits einen stark erhöhten Cortisolspiegel haben, kann intensive körperliche Anstrengung sogar kontraproduktiv wirken. Cortisol – das Stresshormon im Dauereinsatz Cortisol ist unser wichtigstes Stresshormon. Es wird in den Nebennieren produziert und sorgt dafür, dass wir in Gefahrensituationen blitzschnell reagieren können: Herzschlag und Blutdruck steigen, Muskeln werden aktiviert, Energie wird mobilisiert. Das Problem: Viele Menschen leben heute dauerhaft im Stressmodus – Cortisol bleibt chronisch erhöht. Warum intensiver Sport dann nicht hilft Krafttraining, Ausdauersport oder hochintensives Intervalltraining fordern den Körper enorm. Was passiert dabei? Cortisol steigt zusätzlich an: Der Körper interpretiert die Anstrengung wie Stress. Regeneration fällt schwerer: Wer ohnehin kaum zur Ruhe kommt, raubt sich durch hartes Training die letzten Erholungsreserven. Muskeln leiden: Chronisch hohes Cortisol baut Eiweiße ab – trotz Training kann Muskelabbau stattfinden. Immunsystem wird geschwächt: Statt Widerstandskraft aufzubauen, erhöht sich die Anfälligkeit für Infekte. Schlaf leidet: Hohe Abendbelastung kann die Einschlaf- und Durchschlafqualität verschlechtern. Das Ergebnis: Statt sich fitter zu fühlen, geraten Betroffene in einen Kreislauf aus Überlastung, Müdigkeit und Gereiztheit. Welche Bewegung wirklich guttut Das bedeutet nicht, dass Menschen mit hohem Cortisolspiegel auf Sport verzichten sollten – ganz im Gegenteil. Entscheidend ist die Intensität. Förderlich sind Bewegungsarten, die sanft regulieren und den Parasympathikus, also unser Erholungssystem, aktivieren: Spazierengehen in der Natur Yoga oder Yin Yoga Qi Gong oder Tai Chi Ruhiges Schwimmen Lockeres Radfahren Achtsames Körpertraining ohne Leistungsdruck Hier steht nicht die maximale Anstrengung im Vordergrund, sondern das Gefühl von Leichtigkeit, Rhythmus und Entspannung. Fazit: Balance statt Leistungsdruck Sport kann ein wertvoller Schlüssel sein, um Stress zu verarbeiten – aber nur, wenn er den Körper nicht zusätzlich überfordert. Wer merkt, dass er ohnehin unter Daueranspannung steht, profitiert am meisten von achtsamer, sanfter Bewegung. Denn Bewegung darf nicht noch mehr Stress erzeugen – sie darf ein Ort der Erholung sein, an dem Körper, Geist und Seele wieder ins Gleichgewicht finden.
Wellen, Gedanen
von Michael Breker 7. September 2025
Entdecke den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Bewusstheit – und wie Achtsamkeit hilft, Gelassenheit und innere Freiheit zu finden.
von Michael Breker 4. September 2025
Was ist Doom Scrolling? Der Begriff setzt sich aus doom (Untergang, Katastrophe) und scrolling (durch Inhalte wischen) zusammen. Gemeint ist das zwanghafte Konsumieren von schlechten Nachrichten im Internet oder in sozialen Medien. Statt uns zu informieren, geraten wir in eine Art Strudel: Wir suchen unbewusst nach immer neuen Meldungen, die unsere Ängste füttern. Das Gehirn reagiert dabei wie auf eine Bedrohung – wir bleiben in Alarmbereitschaft, angetrieben von der Hoffnung, „die entscheidende Information“ zu finden, die uns Sicherheit gibt. Was passiert im Gehirn? Amygdala: bewertet die negativen Schlagzeilen als Gefahr und aktiviert Stressreaktionen. Dopamin-System: jede neue Nachricht gibt einen kleinen „Kick“ – ähnlich wie bei Glücksspiel oder Zucker. Präfrontaler Kortex: unser rationaler Teil, der eigentlich stoppen könnte, ist durch den Stress geschwächt. So entsteht ein Teufelskreis aus Anspannung, Angst und Suchtverhalten. Die Folgen von Doom Scrolling Steigende Unruhe und Ängste Schlafprobleme, weil wir noch im Bett scrollen Gefühl der Ohnmacht und Überforderung Weniger Fokus auf positive, nährende Erfahrungen Achtsamkeit als Ausweg Die gute Nachricht: Wir können lernen, uns bewusst aus diesem Strudel zu befreien. Achtsamkeit hilft uns, innezuhalten und die automatische Bewegung des Scrollens zu bemerken. Kleine Praxis-Impulse: Atem-Pause: Lege das Handy bewusst weg, schließe die Augen und folge drei Atemzügen. Spüre, wie dein Körper sich beruhigt. Bewusstes Limit: Setze dir feste Zeiten für Nachrichten – z. B. zweimal am Tag 10 Minuten. Positive Nahrung: Frage dich: „Welche Inhalte nähren mich wirklich?“ Suche gezielt nach Texten, Podcasts oder Videos, die dir Kraft geben. Körper spüren: Wenn du merkst, dass du dich in der Endlosschleife verlierst: Stell die Füße auf den Boden, spüre deine Hände, nimm dich im Raum wahr. Zusammenfassung: Doom Scrolling ist ein sehr menschliches Muster – unser Gehirn sucht nach Sicherheit in unsicheren Zeiten. Doch je mehr wir uns von negativen Schlagzeilen fesseln lassen, desto unruhiger und ängstlicher werden wir. Mit Achtsamkeit können wir lernen, aus dem Strudel auszusteigen und unseren Blick wieder für das Wesentliche zu öffnen: das Leben, das genau jetzt stattfindet.
Person schaut in die Weite
von Michael Breker 4. September 2025
Entdecke, wie der Bestätigungsfehler unser Denken verzerrt – und wie Achtsamkeit hilft, Filterblasen zu durchbrechen und neue Perspektiven zu öffnen.
Anna Rosling: Factfulness, Dollar Street & Weltsicht
von Michael Breker 4. September 2025
Anna Rosling zeigt mit Factfulness & Dollar Street: Die Welt ist besser, als wir glauben. Fakten schaffen Hoffnung und eine neue, realistische Weltsicht.
Zarte Hände halten eine kleine Blume – Achtsamkeit, Würdigung des Lebens und Dankbarkeit im Alltag.
von Michael Breker 24. August 2025
Dankbarkeit trotz allem: Auch in schweren Zeiten das Kleine würdigen. Eine Praxis, die Kraft schenkt und den Blick fürs Tragende öffnet.
von Michael Breker 24. August 2025
Wir alle kennen diese Stimme in uns, die unablässig kommentiert, bewertet und kritisiert. Sie meldet sich, wenn wir Fehler machen, wenn wir nicht schnell genug, stark genug oder perfekt genug sind. Oft ist sie streng, manchmal gnadenlos – unser innerer Kritiker. Doch so unangenehm er uns erscheinen mag: Er will uns im Kern schützen. Der innere Kritiker ist eine alte Stimme, die entstanden ist, um uns zu motivieren, dazu zu gehören, nicht abgelehnt zu werden. Mit Achtsamkeit können wir lernen, ihn zu verstehen – und ihn in Mitgefühl zu verwandeln. Warum Selbstverurteilung uns schwächt Selbstverurteilung erzeugt Druck, Scham und innere Enge. Sie verstärkt die Angst, nicht gut genug zu sein, und treibt uns oft tiefer in Perfektionismus. Doch statt uns stärker zu machen, raubt sie uns Energie und Lebensfreude. Achtsamkeit lädt uns ein, die Stimme des Kritikers nicht länger zu bekämpfen oder zu verdrängen, sondern sie bewusst wahrzunehmen. Die innere Haltung des Umarmens „Den inneren Kritiker umarmen“ bedeutet nicht, ihm Recht zu geben. Es bedeutet, ihn anzusehen wie einen ängstlichen Anteil in uns, der Nähe und Verständnis braucht. Wir nehmen seine Botschaften wahr, aber lassen uns nicht mehr von ihnen beherrschen. Ein achtsamer Umgang entsteht in drei Schritten: 1. Wahrnehmen – Spüren, wann die kritische Stimme auftaucht, ohne sie sofort abzulehnen. 2. Verstehen – Erkennen, dass sie einst eine Schutzfunktion hatte und uns eigentlich helfen wollte. 3. Verwandeln – Ihr mit Mitgefühl begegnen und den Blick bewusst auf die freundliche innere Begleitung richten. Wege in die Selbstfreundschaft Atemübung: Einen Moment innehalten, die Hand sanft auf das Herz legen und ein paar tiefe Atemzüge nehmen. Mitfühlender Satz: Sich innerlich sagen: „Es ist okay, unvollkommen zu sein. Ich darf Mensch sein.“ Perspektivenwechsel: Den Kritiker wie ein Kind betrachten, das Angst hat – und ihm mit Güte antworten. Fazit Der innere Kritiker wird uns vielleicht nie ganz verlassen. Aber wir können lernen, mit ihm befreundet zu sein, ihn weniger ernst zu nehmen und ihn in eine weise, wohlwollende Begleitung zu verwandeln. So entsteht Freiheit: Nicht durch Perfektion, sondern durch die Fähigkeit, uns selbst mit offenen Armen zu begegnen.
von Michael Breker 24. August 2025
Dieser Satz verweist auf eine Wahrheit, die wir im Alltag oft übersehen: Wir sind nicht nur eine Rolle, nicht nur ein Gefühl, nicht nur eine Stimme in uns. Wir sind ein Mosaik aus Erfahrungen, Sehnsüchten, Verletzlichkeiten, Stärken und Möglichkeiten. Die innere Vielfalt anerkennen In uns wohnen der Mutige und der Vorsichtige, die Traurigkeit und die Freude, das Kind und der Weise. Oft wollen wir uns auf eine Identität festlegen – „so bin ich eben“. Doch in Wirklichkeit sind wir weit größer als jede einzelne Zuschreibung. Achtsamkeit lädt uns ein, diese Vielheiten wahrzunehmen, ohne sie sofort zu bewerten. Heute vielleicht Zweifel, morgen Vertrauen. Heute Sehnsucht, morgen Gelassenheit. Alles darf da sein. Einheit in der Vielheit Spirituell gesehen sind wir wie ein Ozean, in dem viele Wellen gleichzeitig existieren. Jede Welle hat ihre Form, ihr Tempo, ihre Richtung – und doch ist sie Teil derselben Weite. „Du enthältst Vielheiten“ bedeutet, dass wir uns weder auf eine einzige Welle reduzieren noch gegen unsere Vielfalt ankämpfen müssen. Ein neuer Blick auf Selbstmitgefühl Wenn wir uns daran erinnern, dass wir Vielheiten enthalten, dann fällt es leichter, mit uns selbst freundlich umzugehen. Statt uns zu verurteilen – „Warum bin ich heute so schwach?“ – können wir anerkennen: Ein Teil in mir ist schwach, aber ein anderer Teil ist stark. Beides lebt in mir, beides darf sein. Einladung zur Praxis Setze dich heute einmal still hin, atme ein paar Mal tief durch und frage dich: Welche Stimmen, Gefühle oder Rollen sind gerade in mir lebendig? Welche davon habe ich lange übersehen oder weggeschoben? Kann ich alle diese Vielheiten willkommen heißen – so, wie ein Gastgeber Gäste willkommen heißt? Vielleicht spürst du dann, dass in dir ein Reichtum wohnt, größer als jede einzelne Facette. Fazit „Du enthältst Vielheiten“ ist nicht nur ein Satz, sondern eine Erinnerung: Du bist nicht festgelegt. Du bist Wandel, Fülle und lebendige Vielfalt. Wenn wir uns dieser Vielheiten bewusst werden, lernen wir, uns selbst mit mehr Mitgefühl zu begegnen – und auch anderen Menschen in ihrer Vielfalt Raum zu geben.
von Michael Breker 6. August 2025
Ein achtsamer Blick auf unsere Gefühle in Zeiten ökologischer Krisen
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