Mitfühlende gewaltfreie Kommunikation schafft Begegnung

Michael Breker • 7. Juni 2020

Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht  nur Staub!
Antoine de Saint-Exupery

GFK, Partnerschaft, Beziehung, Paarbegleitung, Paar-Coaching

Für jede Beziehung ist die achtsame und mitfühlende Art und Weise mit einander zu kommunizieren ein großes Geschenk. Verbindung kann nur von Herz zu Herz gelingen. Aber unser Verstand ist brillant darin, sich immer wieder dazwischen zu schieben. Dann hängen wir in unseren Urteilen, festen Vorstellungen und Erwartungen fest und können den anderen gar nicht mehr so sehen, wie er wirklich ist. So kann es zu Missverständnissen in der Kommunikation, zu verbalen Verletzungen, zu Distanzierung und Abgrenzung kommen. Das ist oft der Anfang einer echten Beziehungskrise.


Die achtsame und mitfühlende oder auch Gewaltfreie Kommunikation, kurz GfK, hat dazu beigetragen, dass meine Beziehungen heute authentischer, ehrlicher und intensiver sind. In meiner über drei Jahrzehnte andauernden Ehe hat die achtsame und mitfühlende Kommunikation dazu geführt, dass wir bis heute eine lebendige, erfüllte Liebesbeziehung führen. 


Durch die GfK haben wir gelernt, wo die Verantwortung in einer Partnerschaft hingehört. Ich bin für mich verantwortlich, für meine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse und mein Partner ist für sich verantwortlich für seine Gedanken, Gefühle und seine Bedürfnisse. Als wir das verstanden haben, gab es keine Schuld des anderen mehr. Wir können in unserer Partnerschaft immer mehr ich selbst sein. Wir müssen uns nicht verstellen oder Dinge tun, die keiner von uns wirklich will, nur um geliebt und beachtet zu werden. Das eindeutige Nein ist genauso wichtig wie das klare Ja. Das beugt auch Missverständnissen vor. 


Mit der achtsamen und mitfühlenden Kommunikation habe ich meine Selbstliebe entdeckt, meine Einzigartigkeit, meine innere Quelle. Mir ist klar geworden, dass ich selbst für mein Wohlergehen verantwortlich bin und nicht mein Partner! 


Konflikte, die zu einer lebendigen Partnerschaft gehören, machen mir keine Angst mehr. Ich habe erkannt, das mich Konflikte und Krisen im Leben weiter bringen. Sie sind Chancen für die persönliche Entwicklung, Chancen die Welt des anderen mehr und mehr zu verstehen und kennenzulernen. Ich lebe selbstreflektiert und hörte auf, meinen Partner ständig verändern zu wollen. Ich kann ihn akzeptieren und lieben, so wie er ist. Das hält die Liebe aktiv. Mitfühlend zuhören, einfach da sein, wenn es dem anderen mal nicht gut geht, Gefühle zeigen und zulassen, dem anderen sagen, was gerade los ist, was wir fühlen und was wir brauchen. Das macht die Beziehung leicht und wir können einander verstehen. Eine intakte Beziehung lebt von Wertschätzung und davon, Dankbarkeit auszudrücken, dem anderen zu sagen, wie er unser Leben bereichert. Dies voneinander zu hören ist wunderbar und berührt direkt im Herzen. Mitfühlend kommunizieren heißt auch, wirklich zuzuhören, emphatisch, mit dem Herzen, einfach da zu sein und dem anderen Raum und unsere Präsenz zu schenken.


So kann in einer Partnerschaft eine tiefe Verbindung entstehen.


Marshall B. Rosenberg, der Begründer der GfK hat einmal gesagt: „Die Antwort auf die Frage nach der Ursache von Gewalt liegt in der Art und Weise, wie wir gelernt haben zu denken, zu kommunizieren und mit Macht umzugehen.“


Was genau ist Gewaltfreie Kommunikation?

Auf die Frage: „Hast Du schon einmal etwas von Gewaltfreier Kommunikation gehört?" höre ich oft die Antwort: „Na, das brauche ich nicht, denn gewalttätig bin ich sicher nicht.“


Der Begriff GfK wurde vor mehr als 40 Jahren von Dr. Marshall B. Rosenberg geprägt, auch in Anlehnung an den gewaltfreien Widerstand Mahatma Gandhis.


Viele KollegInnen und ich nennen die GFK auch „Achtsame Mitfühlende“, „Verbindende“ oder „Lebensdienliche Kommunikation“.


Die Gewaltfreie Kommunikation ist eine besondere Art der Kommunikation, Konfliktlösung, innere Haltung und Einstellung zum Leben. Unter Gewalt verstehen wir in der GFK jede Form des Denkens und Sprechens, welche moralische Urteile enthält (gut und böse, richtig und falsch, kompetent und inkompetent), oder wenn du dich um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse kümmerst, ohne dabei Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen.

Gewalt entsteht genau dann, wenn du glaubst, dass deine Gefühle durch das Verhalten anderer verursacht werden und nicht durch etwas, was in dir selbst liegt – nämlich deine eigenen tiefen Bedürfnisse.


Eine Form von Gewalt ist weit verbreitet: „Gewalt gegen uns selbst“ – nämlich immer dann, wenn du deine Bedürfnisse nicht wahrnimmst und damit über diese hinweggehst, statt dich dafür einzusetzen, deine Bedürfnisse ernst zu nehmen und dadurch glücklich zu leben.


Im Internet kannst du die GFK auch unter dem Stichwort „Giraffensprache“ finden, denn Marshall B. Rosenberg wählte für die innere Haltung und die Sprache, die diese Haltung unterstützt, die Giraffe als Symbol. Die Giraffe ist das Landlebewesen mit dem größten Herzen und repräsentiert die Haltung und Sprache des Herzens.

Als Symbol für eine Haltung und Sprache, die nicht gewaltfrei ist, sondern mit Vorwürfen, Druck, Schuld, Forderungen agiert, verwendet die GFK den Wolf, im internationalen Kontext den „jackal“ – den Schakal.

Grundvoraussetzung für verbindende Kommunikation ist nach Marshall B. Rosenberg die Empathie. Um Empathie (Einfühlung) sowohl für mich selbst als auch für andere entwickeln zu können, brauchen wir eine andere Sprache. Die Sprache, mit der die meisten von uns aufgewachsen sind, war die „Wolfssprache“, diese führt zu Trennung, Rückzug, Abbruch von Verbindungen, Abgetrenntsein von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Die GFK hilft, dich ehrlich auszudrücken sowie empathisch zuzuhören, und dient dem Aufbau von gelungenden Beziehungen.


Wie funktioniert die Gewaltfreie Kommunikation?

Kern des Modells sind die menschlichen Bedürfnisse – sie sind unsere Lebensenergie. Marshall B. Rosenbergs Aussage „Alles, was ein Mensch jemals tut (oder lässt), ist ein Versuch, sich mindestens ein Bedürfnis zu erfüllen“ ist eine Grundannahme der GFK. Sind die Bedürfnisse, die dir jetzt im Moment wichtig sind, erfüllt, empfindest du Gefühle wie: Freude, Kraft, Vitalität, Begeisterung, Dankbarkeit, Lebendigkeit, Motivation, Entspannung, Liebe, Zuversicht …


Ist hingegen ein dein momentan wichtiges Bedürfnis nicht erfüllt, bist du z. B. besorgt, ängstlich, angespannt, genervt, frustriert, verwirrt, überlastet, unzufrieden, sauer, ratlos …


Wenn du nun weißt, dass deine Gefühle aus erfüllten und/oder unerfüllten Bedürfnissen resultieren, hast du die Möglichkeit, in dich hineinzuspüren, welches Bedürfnis gerade „hungrig“ ist, also was du gerade am meisten brauchst. Dabei kann dir die Achtsamkeit sehr behilflich sein. Finde es heraus: kannst du dein Leben weiterhin aktiv selbst in die Hand nehmen, indem du andere fragst, ob sie bereit sind, dir heute Abend zu helfen, oder ob dein PartnerIn, FreundIn, KollegeIn bereit ist, dir 5 Minuten zuzuhören, um dir dann Feedback zu deinen Gedanken zu geben. Du formulierst also eine Bitte, die dein Bedürfnis erfüllen soll. Auf diesem Weg kümmern du sich selbst darum, wieder glücklicher und zufriedener durchs Leben zu gehen. Du übernimmst die Verantwortung für Ideine Gefühle.


Denke ich so etwas wie „Du bist schuld …“ oder „Die sind schuld, dass es mir jetzt so elend geht“, gibst du deine Chance, selbst etwas zu verändern, an den anderen ab. Solange der/die sich nicht ändert, werde ich mich wohl noch öfter oder länger „unglücklich“ oder „genervt“ fühlen.

Ein alltägliches Beispiel macht klar, was damit genau gemeint ist:

„Ich bin genervt, weil Du mir schon wieder nichts von dem Termin gesagt hast!“


Wir sind es gewohnt, die anderen für unsere Gefühle verantwortlich zu machen.

Ein Anliegen der Gewaltfreien Kommunikation ist es, ein anderes Bewusstsein von Verantwortung für unsere Gefühle zu fördern. Als Folge davon beginnen wir, anders zu denken und miteinander zu reden:


„Ich bin genervt, weil ich meine Zeit sinnvoll planen möchte.“ Bei diesem Satz kannst Du erkennen, dass die Ursache für meine Gefühle in mir liegen. Es geht um meine Bedürfnisse.

Um aus deinen bisherigen Sprachgewohnheiten (Vorwürfe machen, moralisieren, fordern, beschuldigen) auszusteigen, gibt es in der GFK vier essentielle Schritte:

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation:

  1. wertfreies Wahrnehmen/Beobachten: Zahlen, Daten, Fakten
  2. Gefühle wahrnehmen/benennen
  3. Bedürfnisse wahrnehmen/benennen
  4. Bitte zur Erfüllung des Bedürfnisses äußern


Diese Schritte verwendest du

a) als Selbstmitteilung

b) als Einfühlung in mein Gegenüber – wie geht es ihr/ihm, was ist ihr/ihm wichtig?


Mit der Selbstmitteilung äußerst du deine Wahrnehmung, wie es in dir selbst gerade aussieht und was du gerne jetzt im Moment hättest. Mit der Einfühlung in den anderen kannst du versuchen, Gefühle und Bedürfnisse deines Gesprächspartners zu benennen. So kannst du verstehen, wie seine Welt gerade aussieht. Beides kann in Stille gemacht werden und führt dennoch zu Veränderungen. Im Prozess der Gewaltfreien Kommunikation wechselst du zwischen Aufrichtigkeit und mitfühlendem Verständnis. Auf dieser Basis ist kooperatives Verhalten wahrscheinlich.


Das Gefühl Ärger

Tagtäglich durchlebt jeder von uns viele Facetten von Empfindungen und wir stoßen im Zusammenleben mit anderen Menschen auf Gefühle. Im Falle von Ärger, Zorn oder Wut haben wir oft nur zwei Verhaltensweisen entwickelt: „Rückzug und Schweigen“ bedeutet Herunterschlucken der eigenen Anliegen oder „Angriff und Rechtfertigung“, was meistens laut und im Streit endet. Für beide Reaktionsweisen zahlen wir auf Dauer einen hohen Preis. Wir verlieren den Kontakt zu unseren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, zu unseren Partnern, Kindern oder Kollegen und weiterer unproduktiver Umgang mit Konflikten ist vorprogrammiert. 


Einen anderen Weg bietet hier die GFK: Ein produktiver Umgang mit Gefühlen, z. B. mit Ärger, bedeutet, Gefühle bewusst wahrzunehmen, ja zu würdigen, statt sie wegzudrücken oder die Energie gegen sich selbst bzw. andere zu richten.


Ein Beispiel für dich:

Über was oder wen hast du dich in den letzten Tagen geärgert?

Was denkest du, wenn du dich ärgerst? Was denkst du über die andere Person oder vielleicht auch über dich selbst?

Urteile über die/den anderen: „Der/die sollte oder müsste … hätte lieber …“ oder „Wenn er/sie nur so und so wäre …“?

Oder denkst du für sich: „Der/die ist egoistisch, arrogant, unsensibel – ein Holzklotz!“?

Gib deinem Ärger Raum und „höre“ deinen Gedanken dabei zu.


Finde jetzt heraus, was hinter diesen Gedanken und Urteilen liegt, denn du weisst ja bereits: Der eigentliche Grund deines Missmuts ist nicht der andere, sondern es sind deine unerfüllten Bedürfnisse! Lausche achtsam in dich hinein, entdecke dich wieder – verweil hier einen Moment und finde heraus, worum es dir wirklich geht. du kannst bemerken, dass sich deine Gefühle verändern!


Hinter deinem Denken „Der ist so unsensibel“ steckt evtl. das Bedürfnis nach Einfühlung oder Rücksicht.

Oder hinter dem Gedanken „Die Kollegen sind so egoistisch“ steckt das Bedürfnis, einbezogen zu werden, das Bedürfnis nach Zusammenarbeit oder der Wunsch, dass auch deine Bedürfnisse zählen.


Hast du deine Bedürfnis gefunden, überlege dir eine konkrete Bitte, die das Bedürfnis erfüllen würde, z. B. einbezogen zu sein: „Ich möchte ab nächsten Montag bei Eurem neuen Projekt mitarbeiten, ist das okay für Euch?“ oder: „Sagt Ihr mir Bescheid, wenn Ihr heute zum Mittagessen geht, ich möchte mit Euch gemeinsam essen – einverstanden?“ oder: „Sagt mir bitte, was Ihr braucht, damit Ihr mich mit Freude beim nächsten Projekt dabeihabt?“


Was sind die Stolperfallen bei der Gewaltfreien Kommunikation?

Um tatsächlich Veränderungen im Denken und in der Kommunikation zu erreichen, braucht es Klarheit und Übung zu bestimmten Schlüsselunterscheidungen. Jeder braucht eigene Strategien, um in Bruchteilen einer Sekunde die Achtsamkeit zu haben, anderen aus einer bewusst gewählten Energie zu begegnen!

Als „Wolf“ richtest du deine Aufmerksamkeit auf das, was eine Person in deinen Augen „ist“: großzügig, unzuverlässig, egoistisch, genial. Wölfe glauben zu wissen, was richtig oder falsch ist, und glauben, Recht zu haben!

Eine verbindende und somit gewaltfreie Sprache richtet die Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse und Werte: Was brauche ich gerade, was ist mir wichtig, was braucht mein Gegenüber, was ist ihm/ihr wichtig?

Bist du aus Gewohnheit wieder in der Wolfswelt gelandet, kannst du jederzeit wieder zur Giraffenhaltung zurückkommen, nur musst du es eben zuerst bemerken!


Der unausweichlich wichtigste erste Schritt ist, dass du mit deinen eigenen Absichten und Bedürfnissen in Verbindung kommst. Es erfordert also den Mut, dich verletzlich zu zeigen.


Was kann die Gewaltfreie Kommunikation dich gut unterstützen?

Wofür die GFK-Sprache sicher nicht dient, sind Alltagssituationen, in denen wir miteinander sprechen, ohne dass ein Konflikt oder ein Missverständnis vorliegt. Die vier Schritte dienen dazu, in Konfliktsituationen neue Sprachmöglichkeiten zur Verfügung zu haben und zur Selbstklärung mit sich in Verbindung zu kommen.


Sinnvoll ist es, meiner Erfahrung nach, die Haltung verinnerlicht zu haben, um bemerken zu können, was Marshall B. Rosenberg so ausdrückt: „Was immer wir tun, es ist das Schönste und Beste, was uns im Moment zur Verfügung steht, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.“

Menschen tun, was sie tun, weil sie sich Bedürfnisse erfüllen wollen. Auch wenn das manchmal sehr tragische Verhaltensweisen sind, die wir nicht gutheißen, möchte die GFK zunächst verstehen: „Connection before correction.“

Die GFK fördert:

  • klare Verständigung
  • die Selbstklärung oder Selbstreflexion
  • die 100%ige Selbstverantwortung aller
  • offene Begegnungen
  • verstehen und verstanden werden
  • nachhaltige Konfliktklärungen
  • einen respektvolleren Umgang (unter Kollegen, Partnern, Schülern, Lehrern etc.)


GFK schafft tiefe, ehrliche und lebendige Beziehungen

In Unternehmen, egal ob klein, mittelständisch oder Dax notiert, führt die Einführung des Rosenberg-Modells zu deutlichen Steigerungen in der Mitarbeiterzufriedenheit, Gespräche werden prägnanter, Umsetzungen konkreter geplant, Projekte effizienter durchgeführt.

In Familien sowie für Partnerschaften werdet Ihr viel mehr voneinander erfahren, wenn Du zunächst zuhörst und noch einmal nachfragst, um wirklich zu verstehen, anstatt vorschnell mit einem „Aber“ zu reagieren und damit einen offenen Austausch zu beenden. In einem „Ja, aber“-Streitgespräch, in dem es jedem nur darum geht, den eigenen Standpunkt darzustellen oder Recht haben zu wollen, entsteht nur selten Verständigung und Verbindung.


Es braucht zum einen Zeit und Übung, die GFK zu verinnerlichen, und zum anderen braucht es Zeit und bewusste Achtsamkeit, den jeweils anderen zu verstehen und selbst verstanden zu werden. Aber es lohnt sich!


Die GfK hilft uns dabei intensiver leben!

Lerne, die Botschaft hinter den Worten zu hören, die Bedürfnisse, um die es Deinem Gegenüber geht, die es nur nicht ausdrücken kann, weil es das nicht gelernt oder wieder verlernt hat (so ging es mir selbst auch).


Durch empathisches mitfühlendes Zuhören, Authentizität und Aufrichtigkeit, ohne zu verletzen, erntest du neben lebendigen Beziehungen Wertschätzung, intensive Lebensfreude und Erfolg – privat wie beruflich!


Mögest du Zugang zur gewaltfreien, mitfühlenden Kommunikation finden und dein Leben damit bereichern.

von Michael Breker 27. Oktober 2025
Es wird in der Nebennierenrinde gebildet und gehört zu unserem natürlichen Stress-, Energie- und Wachsystem. Cortisol ist nicht „der Feind“ – im Gegenteil: ohne Cortisol würden wir morgens kaum wach werden. Ein Hormon mit Rhythmus – der Cortisol-Tagesverlauf Unser Körper folgt einem zirkadianen Rhythmus. Idealerweise sieht der Cortisol-Spiegel so aus: morgens hoch → wacher Geist, Energie, Fokus
 tagsüber abfallend → natürliche Regulation und Aktivität
 abends sehr niedrig → Entspannung, Schlaf, Regeneration
 In Momenten echter Gefahr oder Belastung steigt Cortisol kurzfristig stark an. Das war evolutionär überlebenswichtig. Problematisch wird es nicht bei Stress an sich, sondern bei Dauerstress ohne Pause. Wenn der Cortisol-Spiegel zu lange zu hoch ist Dann bleibt unser Nervensystem im Alarmzustand. Typische Folgen sind: - innere Unruhe, Stimmungsschwankungen
 - Grübelschleifen und Rastlosigkeit
 - Schlafstörungen
 - höhere Schmerz- und Reizempfindlichkeit
 - Erschöpfung bis Burnout
 - ein geschwächtes Immunsystem
 - Chronische Anspannung bringt das gesamte System aus dem Gleichgewicht – körperlich, emotional und mental. Die gute Nachricht: Achtsamkeit wirkt regulierend Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis den Cortisolspiegel messbar senkt – oft bereits nach 6–8 Wochen. Warum? Weil Meditation, Atemachtsamkeit und Selbstmitgefühl: den Parasympathikus aktivieren (Ruhe- und Regenerationssystem)
 die Amygdala beruhigen (Stress-Detektor im Gehirn)
 den präfrontalen Kortex stärken (innere Steuerung, Klarheit)
 Dadurch wird weniger Cortisol ausgeschüttet – und der Körper findet zurück zu seinem natürlichen Rhythmus. Sechs Wege, wie du Cortisol im Alltag beruhigen kannst 1) Atempausen (2–5 Minuten): vier Sekunden ein, sechs Sekunden aus
 2) Bodyscan oder Körper fühlen: vom Denken ins Spüren wechseln
 3) Mitgefühl für dich selbst: freundliche, erlaubende innere Sprache
 4) Achtsame Bewegung: Yoga, Qi Gong, langsames Gehen
 5) Schlafhygiene: abends bewusst herunterfahren
 6) Kleine Rituale – große Wirkung. Konstanz ist wichtiger als Dauer. Schlussgedanke Cortisol erinnert uns daran, dass wir Lebewesen sind, keine Maschinen. Wir brauchen Rhythmen – Spannung und Entspannung, Tun und Sein, Aktivität und Stille.
Achtsamkeit hilft uns, diesen Rhythmus wieder zu spüren. Nicht, um Stress zu vermeiden, sondern um inmitten des Lebens in Balance zu bleiben. „Wir müssen lernen, die Pausen genauso zu ehren wie die Töne.“
von Michael Breker 17. September 2025
Sport gilt als Allheilmittel: Er stärkt den Körper, baut Stress ab und sorgt für gute Laune. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier – die Dosis macht das Gift. Für Menschen, die bereits einen stark erhöhten Cortisolspiegel haben, kann intensive körperliche Anstrengung sogar kontraproduktiv wirken. Cortisol – das Stresshormon im Dauereinsatz Cortisol ist unser wichtigstes Stresshormon. Es wird in den Nebennieren produziert und sorgt dafür, dass wir in Gefahrensituationen blitzschnell reagieren können: Herzschlag und Blutdruck steigen, Muskeln werden aktiviert, Energie wird mobilisiert. Das Problem: Viele Menschen leben heute dauerhaft im Stressmodus – Cortisol bleibt chronisch erhöht. Warum intensiver Sport dann nicht hilft Krafttraining, Ausdauersport oder hochintensives Intervalltraining fordern den Körper enorm. Was passiert dabei? Cortisol steigt zusätzlich an: Der Körper interpretiert die Anstrengung wie Stress. Regeneration fällt schwerer: Wer ohnehin kaum zur Ruhe kommt, raubt sich durch hartes Training die letzten Erholungsreserven. Muskeln leiden: Chronisch hohes Cortisol baut Eiweiße ab – trotz Training kann Muskelabbau stattfinden. Immunsystem wird geschwächt: Statt Widerstandskraft aufzubauen, erhöht sich die Anfälligkeit für Infekte. Schlaf leidet: Hohe Abendbelastung kann die Einschlaf- und Durchschlafqualität verschlechtern. Das Ergebnis: Statt sich fitter zu fühlen, geraten Betroffene in einen Kreislauf aus Überlastung, Müdigkeit und Gereiztheit. Welche Bewegung wirklich guttut Das bedeutet nicht, dass Menschen mit hohem Cortisolspiegel auf Sport verzichten sollten – ganz im Gegenteil. Entscheidend ist die Intensität. Förderlich sind Bewegungsarten, die sanft regulieren und den Parasympathikus, also unser Erholungssystem, aktivieren: Spazierengehen in der Natur Yoga oder Yin Yoga Qi Gong oder Tai Chi Ruhiges Schwimmen Lockeres Radfahren Achtsames Körpertraining ohne Leistungsdruck Hier steht nicht die maximale Anstrengung im Vordergrund, sondern das Gefühl von Leichtigkeit, Rhythmus und Entspannung. Fazit: Balance statt Leistungsdruck Sport kann ein wertvoller Schlüssel sein, um Stress zu verarbeiten – aber nur, wenn er den Körper nicht zusätzlich überfordert. Wer merkt, dass er ohnehin unter Daueranspannung steht, profitiert am meisten von achtsamer, sanfter Bewegung. Denn Bewegung darf nicht noch mehr Stress erzeugen – sie darf ein Ort der Erholung sein, an dem Körper, Geist und Seele wieder ins Gleichgewicht finden.
Wellen, Gedanen
von Michael Breker 7. September 2025
Entdecke den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Bewusstheit – und wie Achtsamkeit hilft, Gelassenheit und innere Freiheit zu finden.
von Michael Breker 4. September 2025
Was ist Doom Scrolling? Der Begriff setzt sich aus doom (Untergang, Katastrophe) und scrolling (durch Inhalte wischen) zusammen. Gemeint ist das zwanghafte Konsumieren von schlechten Nachrichten im Internet oder in sozialen Medien. Statt uns zu informieren, geraten wir in eine Art Strudel: Wir suchen unbewusst nach immer neuen Meldungen, die unsere Ängste füttern. Das Gehirn reagiert dabei wie auf eine Bedrohung – wir bleiben in Alarmbereitschaft, angetrieben von der Hoffnung, „die entscheidende Information“ zu finden, die uns Sicherheit gibt. Was passiert im Gehirn? Amygdala: bewertet die negativen Schlagzeilen als Gefahr und aktiviert Stressreaktionen. Dopamin-System: jede neue Nachricht gibt einen kleinen „Kick“ – ähnlich wie bei Glücksspiel oder Zucker. Präfrontaler Kortex: unser rationaler Teil, der eigentlich stoppen könnte, ist durch den Stress geschwächt. So entsteht ein Teufelskreis aus Anspannung, Angst und Suchtverhalten. Die Folgen von Doom Scrolling Steigende Unruhe und Ängste Schlafprobleme, weil wir noch im Bett scrollen Gefühl der Ohnmacht und Überforderung Weniger Fokus auf positive, nährende Erfahrungen Achtsamkeit als Ausweg Die gute Nachricht: Wir können lernen, uns bewusst aus diesem Strudel zu befreien. Achtsamkeit hilft uns, innezuhalten und die automatische Bewegung des Scrollens zu bemerken. Kleine Praxis-Impulse: Atem-Pause: Lege das Handy bewusst weg, schließe die Augen und folge drei Atemzügen. Spüre, wie dein Körper sich beruhigt. Bewusstes Limit: Setze dir feste Zeiten für Nachrichten – z. B. zweimal am Tag 10 Minuten. Positive Nahrung: Frage dich: „Welche Inhalte nähren mich wirklich?“ Suche gezielt nach Texten, Podcasts oder Videos, die dir Kraft geben. Körper spüren: Wenn du merkst, dass du dich in der Endlosschleife verlierst: Stell die Füße auf den Boden, spüre deine Hände, nimm dich im Raum wahr. Zusammenfassung: Doom Scrolling ist ein sehr menschliches Muster – unser Gehirn sucht nach Sicherheit in unsicheren Zeiten. Doch je mehr wir uns von negativen Schlagzeilen fesseln lassen, desto unruhiger und ängstlicher werden wir. Mit Achtsamkeit können wir lernen, aus dem Strudel auszusteigen und unseren Blick wieder für das Wesentliche zu öffnen: das Leben, das genau jetzt stattfindet.
Person schaut in die Weite
von Michael Breker 4. September 2025
Entdecke, wie der Bestätigungsfehler unser Denken verzerrt – und wie Achtsamkeit hilft, Filterblasen zu durchbrechen und neue Perspektiven zu öffnen.
Anna Rosling: Factfulness, Dollar Street & Weltsicht
von Michael Breker 4. September 2025
Anna Rosling zeigt mit Factfulness & Dollar Street: Die Welt ist besser, als wir glauben. Fakten schaffen Hoffnung und eine neue, realistische Weltsicht.
Zarte Hände halten eine kleine Blume – Achtsamkeit, Würdigung des Lebens und Dankbarkeit im Alltag.
von Michael Breker 24. August 2025
Dankbarkeit trotz allem: Auch in schweren Zeiten das Kleine würdigen. Eine Praxis, die Kraft schenkt und den Blick fürs Tragende öffnet.
von Michael Breker 24. August 2025
Wir alle kennen diese Stimme in uns, die unablässig kommentiert, bewertet und kritisiert. Sie meldet sich, wenn wir Fehler machen, wenn wir nicht schnell genug, stark genug oder perfekt genug sind. Oft ist sie streng, manchmal gnadenlos – unser innerer Kritiker. Doch so unangenehm er uns erscheinen mag: Er will uns im Kern schützen. Der innere Kritiker ist eine alte Stimme, die entstanden ist, um uns zu motivieren, dazu zu gehören, nicht abgelehnt zu werden. Mit Achtsamkeit können wir lernen, ihn zu verstehen – und ihn in Mitgefühl zu verwandeln. Warum Selbstverurteilung uns schwächt Selbstverurteilung erzeugt Druck, Scham und innere Enge. Sie verstärkt die Angst, nicht gut genug zu sein, und treibt uns oft tiefer in Perfektionismus. Doch statt uns stärker zu machen, raubt sie uns Energie und Lebensfreude. Achtsamkeit lädt uns ein, die Stimme des Kritikers nicht länger zu bekämpfen oder zu verdrängen, sondern sie bewusst wahrzunehmen. Die innere Haltung des Umarmens „Den inneren Kritiker umarmen“ bedeutet nicht, ihm Recht zu geben. Es bedeutet, ihn anzusehen wie einen ängstlichen Anteil in uns, der Nähe und Verständnis braucht. Wir nehmen seine Botschaften wahr, aber lassen uns nicht mehr von ihnen beherrschen. Ein achtsamer Umgang entsteht in drei Schritten: 1. Wahrnehmen – Spüren, wann die kritische Stimme auftaucht, ohne sie sofort abzulehnen. 2. Verstehen – Erkennen, dass sie einst eine Schutzfunktion hatte und uns eigentlich helfen wollte. 3. Verwandeln – Ihr mit Mitgefühl begegnen und den Blick bewusst auf die freundliche innere Begleitung richten. Wege in die Selbstfreundschaft Atemübung: Einen Moment innehalten, die Hand sanft auf das Herz legen und ein paar tiefe Atemzüge nehmen. Mitfühlender Satz: Sich innerlich sagen: „Es ist okay, unvollkommen zu sein. Ich darf Mensch sein.“ Perspektivenwechsel: Den Kritiker wie ein Kind betrachten, das Angst hat – und ihm mit Güte antworten. Fazit Der innere Kritiker wird uns vielleicht nie ganz verlassen. Aber wir können lernen, mit ihm befreundet zu sein, ihn weniger ernst zu nehmen und ihn in eine weise, wohlwollende Begleitung zu verwandeln. So entsteht Freiheit: Nicht durch Perfektion, sondern durch die Fähigkeit, uns selbst mit offenen Armen zu begegnen.
von Michael Breker 24. August 2025
Dieser Satz verweist auf eine Wahrheit, die wir im Alltag oft übersehen: Wir sind nicht nur eine Rolle, nicht nur ein Gefühl, nicht nur eine Stimme in uns. Wir sind ein Mosaik aus Erfahrungen, Sehnsüchten, Verletzlichkeiten, Stärken und Möglichkeiten. Die innere Vielfalt anerkennen In uns wohnen der Mutige und der Vorsichtige, die Traurigkeit und die Freude, das Kind und der Weise. Oft wollen wir uns auf eine Identität festlegen – „so bin ich eben“. Doch in Wirklichkeit sind wir weit größer als jede einzelne Zuschreibung. Achtsamkeit lädt uns ein, diese Vielheiten wahrzunehmen, ohne sie sofort zu bewerten. Heute vielleicht Zweifel, morgen Vertrauen. Heute Sehnsucht, morgen Gelassenheit. Alles darf da sein. Einheit in der Vielheit Spirituell gesehen sind wir wie ein Ozean, in dem viele Wellen gleichzeitig existieren. Jede Welle hat ihre Form, ihr Tempo, ihre Richtung – und doch ist sie Teil derselben Weite. „Du enthältst Vielheiten“ bedeutet, dass wir uns weder auf eine einzige Welle reduzieren noch gegen unsere Vielfalt ankämpfen müssen. Ein neuer Blick auf Selbstmitgefühl Wenn wir uns daran erinnern, dass wir Vielheiten enthalten, dann fällt es leichter, mit uns selbst freundlich umzugehen. Statt uns zu verurteilen – „Warum bin ich heute so schwach?“ – können wir anerkennen: Ein Teil in mir ist schwach, aber ein anderer Teil ist stark. Beides lebt in mir, beides darf sein. Einladung zur Praxis Setze dich heute einmal still hin, atme ein paar Mal tief durch und frage dich: Welche Stimmen, Gefühle oder Rollen sind gerade in mir lebendig? Welche davon habe ich lange übersehen oder weggeschoben? Kann ich alle diese Vielheiten willkommen heißen – so, wie ein Gastgeber Gäste willkommen heißt? Vielleicht spürst du dann, dass in dir ein Reichtum wohnt, größer als jede einzelne Facette. Fazit „Du enthältst Vielheiten“ ist nicht nur ein Satz, sondern eine Erinnerung: Du bist nicht festgelegt. Du bist Wandel, Fülle und lebendige Vielfalt. Wenn wir uns dieser Vielheiten bewusst werden, lernen wir, uns selbst mit mehr Mitgefühl zu begegnen – und auch anderen Menschen in ihrer Vielfalt Raum zu geben.
von Michael Breker 6. August 2025
Ein achtsamer Blick auf unsere Gefühle in Zeiten ökologischer Krisen
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