Die Wirkung von Achtsamkeit und Selbstfürsorge bei Krebspatienten

Michael Breker • 16. November 2024

Diagnose Krebs – ein Wort, das bei vielen Betroffenen eine Lawine von Emotionen auslöst: Angst, Wut, Hoffnungslosigkeit und Unsicherheit.

Neben den körperlichen Belastungen durch Krankheit und Behandlung sind Krebspatienten oft mit enormen psychischen und emotionalen Herausforderungen konfrontiert. In dieser schwierigen Zeit können Achtsamkeit und Selbstfürsorge als wirkungsvolle Werkzeuge dienen, um den Genesungsprozess auf emotionaler Ebene zu unterstützen und die Lebensqualität zu verbessern. 


Achtsamkeit: Den Moment bewusst erleben  

Achtsamkeit ist die Praxis, sich dem gegenwärtigen Moment ohne Urteil zuzuwenden. Bei Krebspatienten kann dies besonders hilfreich sein, um die Flut an Sorgen und Ängsten zu unterbrechen. Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitsübungen, wie Meditation oder achtsames Atmen, Stress reduzieren, Schlaf verbessern und die emotionale Widerstandskraft stärken können.  


Krebspatienten, die Achtsamkeitsprogramme wie MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) durchlaufen, berichten oft, dass sie lernen, Schmerzen und Unwohlsein besser zu akzeptieren, anstatt dagegen anzukämpfen. Diese Akzeptanz schafft Raum für innere Ruhe und ein Gefühl von Kontrolle in einer ansonsten ungewissen Situation.  


Selbstfürsorge: Sich selbst mit Mitgefühl begegnen  

Selbstfürsorge geht über das bloße Pflegen des Körpers hinaus. Sie bedeutet, sich selbst so zu behandeln, wie man einen geliebten Menschen behandeln würde – mit Freundlichkeit, Geduld und Respekt. Für Krebspatienten ist dies besonders wichtig, da die Krankheit oft ein Gefühl der Schwäche und Abhängigkeit erzeugt.  


Indem Patienten lernen, sich selbst Mitgefühl zu schenken, können sie ihre negativen Selbstgespräche durch unterstützende und liebevolle Gedanken ersetzen. Selbstfürsorge kann durch kleine Rituale wie ein warmes Bad, das Hören beruhigender Musik oder das bewusste Genießen von Mahlzeiten gestärkt werden. Solche Akte der Selbstzuwendung fördern das Wohlbefinden und tragen dazu bei, dass Patienten eine positive Beziehung zu sich selbst aufbauen.  


Die Wissenschaft hinter Achtsamkeit und Selbstfürsorge  

Mehrere wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Achtsamkeit und Selbstfürsorge bei Krebspatienten. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Achtsamkeitsprogramme die Symptome von Angst und Depression signifikant reduzieren können. Selbstfürsorge, insbesondere durch gezielte Entspannungsübungen, kann das Immunsystem stärken und Entzündungswerte senken – zwei Faktoren, die den Heilungsverlauf positiv beeinflussen können.  


Integration in den Alltag  

Die Integration von Achtsamkeit und Selbstfürsorge in den Alltag von Krebspatienten ist ein entscheidender Schritt. Kurze Atempausen, achtsame Spaziergänge oder das Führen eines Tagebuchs helfen, die Prinzipien dieser Praktiken in den Alltag zu übernehmen. Unterstützende Programme, sei es in Kliniken oder durch spezialisierte Coaches, können Patienten darin begleiten, ihren individuellen Weg zu finden.  


Fazit  

Achtsamkeit und Selbstfürsorge sind keine Wundermittel gegen Krebs, aber sie können eine wertvolle Ergänzung zur medizinischen Behandlung sein. Sie helfen, den Umgang mit den emotionalen und psychischen Belastungen der Krankheit zu erleichtern und eine tiefere Verbindung zu sich selbst aufzubauen. In einer Zeit der Unsicherheit und Veränderung bieten sie eine Quelle der Stabilität, des Mutes und des Mitgefühls.  


von Michael Breker 29. November 2025
Der neue TK-Stressreport zeigt: Zwei Drittel der Menschen sind gestresst. Warum Achtsamkeit und Mitgefühl entscheidende Antworten auf diese Entwicklungen sind.
Führungssituation in ruhiger, achtsamer Atmosphäre
von Michael Breker 29. November 2025
Wie achtsame und mitfühlende Führung Teams stärkt und neue Formen der Zusammenarbeit ermöglicht.
Wassertropfen auf ruhigem Wasser, konzentrische Kreise - sanfte Farben
von Michael Breker 29. November 2025
Jede Handlung erzeugt Resonanz. Wie Achtsamkeit unsere Beziehungen prägt und warum innere Haltung entscheidend ist.
von Michael Breker 11. November 2025
Vagusnerv beruhigen: Stress lösen, Nervensystem regulieren, Ruhe finden. Achtsame Übungen für mehr Entspannung im Alltag.
Ein Mensch sitzt entspannt im Sonnenuntergang
von Michael Breker 27. Oktober 2025
Die Wirfkung des Cortisolspiegels
von Michael Breker 17. September 2025
Sport gilt als Allheilmittel: Er stärkt den Körper, baut Stress ab und sorgt für gute Laune. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier – die Dosis macht das Gift. Für Menschen, die bereits einen stark erhöhten Cortisolspiegel haben, kann intensive körperliche Anstrengung sogar kontraproduktiv wirken. Cortisol – das Stresshormon im Dauereinsatz Cortisol ist unser wichtigstes Stresshormon. Es wird in den Nebennieren produziert und sorgt dafür, dass wir in Gefahrensituationen blitzschnell reagieren können: Herzschlag und Blutdruck steigen, Muskeln werden aktiviert, Energie wird mobilisiert. Das Problem: Viele Menschen leben heute dauerhaft im Stressmodus – Cortisol bleibt chronisch erhöht. Warum intensiver Sport dann nicht hilft Krafttraining, Ausdauersport oder hochintensives Intervalltraining fordern den Körper enorm. Was passiert dabei? Cortisol steigt zusätzlich an: Der Körper interpretiert die Anstrengung wie Stress. Regeneration fällt schwerer: Wer ohnehin kaum zur Ruhe kommt, raubt sich durch hartes Training die letzten Erholungsreserven. Muskeln leiden: Chronisch hohes Cortisol baut Eiweiße ab – trotz Training kann Muskelabbau stattfinden. Immunsystem wird geschwächt: Statt Widerstandskraft aufzubauen, erhöht sich die Anfälligkeit für Infekte. Schlaf leidet: Hohe Abendbelastung kann die Einschlaf- und Durchschlafqualität verschlechtern. Das Ergebnis: Statt sich fitter zu fühlen, geraten Betroffene in einen Kreislauf aus Überlastung, Müdigkeit und Gereiztheit. Welche Bewegung wirklich guttut Das bedeutet nicht, dass Menschen mit hohem Cortisolspiegel auf Sport verzichten sollten – ganz im Gegenteil. Entscheidend ist die Intensität. Förderlich sind Bewegungsarten, die sanft regulieren und den Parasympathikus, also unser Erholungssystem, aktivieren: Spazierengehen in der Natur Yoga oder Yin Yoga Qi Gong oder Tai Chi Ruhiges Schwimmen Lockeres Radfahren Achtsames Körpertraining ohne Leistungsdruck Hier steht nicht die maximale Anstrengung im Vordergrund, sondern das Gefühl von Leichtigkeit, Rhythmus und Entspannung. Fazit: Balance statt Leistungsdruck Sport kann ein wertvoller Schlüssel sein, um Stress zu verarbeiten – aber nur, wenn er den Körper nicht zusätzlich überfordert. Wer merkt, dass er ohnehin unter Daueranspannung steht, profitiert am meisten von achtsamer, sanfter Bewegung. Denn Bewegung darf nicht noch mehr Stress erzeugen – sie darf ein Ort der Erholung sein, an dem Körper, Geist und Seele wieder ins Gleichgewicht finden.
Wellen, Gedanen
von Michael Breker 7. September 2025
Entdecke den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Bewusstheit – und wie Achtsamkeit hilft, Gelassenheit und innere Freiheit zu finden.
von Michael Breker 4. September 2025
Was ist Doom Scrolling? Der Begriff setzt sich aus doom (Untergang, Katastrophe) und scrolling (durch Inhalte wischen) zusammen. Gemeint ist das zwanghafte Konsumieren von schlechten Nachrichten im Internet oder in sozialen Medien. Statt uns zu informieren, geraten wir in eine Art Strudel: Wir suchen unbewusst nach immer neuen Meldungen, die unsere Ängste füttern. Das Gehirn reagiert dabei wie auf eine Bedrohung – wir bleiben in Alarmbereitschaft, angetrieben von der Hoffnung, „die entscheidende Information“ zu finden, die uns Sicherheit gibt. Was passiert im Gehirn? Amygdala: bewertet die negativen Schlagzeilen als Gefahr und aktiviert Stressreaktionen. Dopamin-System: jede neue Nachricht gibt einen kleinen „Kick“ – ähnlich wie bei Glücksspiel oder Zucker. Präfrontaler Kortex: unser rationaler Teil, der eigentlich stoppen könnte, ist durch den Stress geschwächt. So entsteht ein Teufelskreis aus Anspannung, Angst und Suchtverhalten. Die Folgen von Doom Scrolling Steigende Unruhe und Ängste Schlafprobleme, weil wir noch im Bett scrollen Gefühl der Ohnmacht und Überforderung Weniger Fokus auf positive, nährende Erfahrungen Achtsamkeit als Ausweg Die gute Nachricht: Wir können lernen, uns bewusst aus diesem Strudel zu befreien. Achtsamkeit hilft uns, innezuhalten und die automatische Bewegung des Scrollens zu bemerken. Kleine Praxis-Impulse: Atem-Pause: Lege das Handy bewusst weg, schließe die Augen und folge drei Atemzügen. Spüre, wie dein Körper sich beruhigt. Bewusstes Limit: Setze dir feste Zeiten für Nachrichten – z. B. zweimal am Tag 10 Minuten. Positive Nahrung: Frage dich: „Welche Inhalte nähren mich wirklich?“ Suche gezielt nach Texten, Podcasts oder Videos, die dir Kraft geben. Körper spüren: Wenn du merkst, dass du dich in der Endlosschleife verlierst: Stell die Füße auf den Boden, spüre deine Hände, nimm dich im Raum wahr. Zusammenfassung: Doom Scrolling ist ein sehr menschliches Muster – unser Gehirn sucht nach Sicherheit in unsicheren Zeiten. Doch je mehr wir uns von negativen Schlagzeilen fesseln lassen, desto unruhiger und ängstlicher werden wir. Mit Achtsamkeit können wir lernen, aus dem Strudel auszusteigen und unseren Blick wieder für das Wesentliche zu öffnen: das Leben, das genau jetzt stattfindet.
Person schaut in die Weite
von Michael Breker 4. September 2025
Entdecke, wie der Bestätigungsfehler unser Denken verzerrt – und wie Achtsamkeit hilft, Filterblasen zu durchbrechen und neue Perspektiven zu öffnen.
Anna Rosling: Factfulness, Dollar Street & Weltsicht
von Michael Breker 4. September 2025
Anna Rosling zeigt mit Factfulness & Dollar Street: Die Welt ist besser, als wir glauben. Fakten schaffen Hoffnung und eine neue, realistische Weltsicht.
Mehr Artikel